Das Aufgreifen traditioneller Hausformen, die Verwendung regionaler Baumaterialien und ein nachhaltiger ökologischer Ansatz sind klare Trends im aktuellen Holzbau. Wenn ein Architekt in formaler Hinsicht außerdem auf Klarheit und Reduktion setzt, kommt er schnell zu Lösungen, die an einfache, landwirtschaftliche Funktionsbauten erinnern. Im Extremfall kann das ein simpler Schuppen sein, an den man im ersten Moment denkt, wenn man sich beispielsweise das aktuelle Projekt des Büros Ralf Bock Buildingworkshop Wien (RBBW) ansieht.
Haus K liegt am Randes eines Dorfes im österreichischen Burgendland. Es steht hart am Hang und öffnet sich – abgesehen von einzelnen, kleinen Fenstern – nur zum dicht mit Bäumen bestandenen Tal nach Südwesten. Der Zugang erfolgt von Norden. Wer sich dem Gebäude nähert, sieht sich mit einem weitgehend geschlossenen, schmalen, eingeschossigen Haus mit steilem Satteldach konfrontiert. Fassaden und Dach wurden einheitlich mit unbehandelten, sägerauhen Lärchenbrettern in verschiedenen Breiten verkleidet. Auffällig sind die umlaufende Veranda mit ihren senkrechten Ständern und der weite Dachüberstand. Traditionelle Aspekte des Bauens mit Holz und eine gewisse artifizielle Inszenierung gehen hier Hand in Hand. Letzteres wird auch dadurch verstärkt, dass das Haus über dem Boden zu schweben scheint. Tatsächlich sitzt der Holzriegelbau auf einem Sockelgeschoss aus Stahlbeton, das zum Hang hin mit Klinkern verblendet wurde und in dem sich die Schlafräume befinden.
Gewohnt wird vor allem im oberen Bereich des Hauses, der um einen zentralen Wohnraum mit Galerie organisiert ist und sich bis zum offenen Dachfirst erstreckt. Bock und Fotograf Philippe Ruault haben sich lange mit Adolf Loos und Hans Scharoun beschäftigt, was dem Haus im Inneren anzumerken ist, ohne dass die Bezugnahmen aufdringlich werden. In der Grundrissorganisation scheint Scharouns Denken durch, denn einige geschickt gesetzte Diagonalen und Nischen verwandeln die klare, rechteckige Grundfigur des Grundrisses in ein wohnliches Interieur mit bergenden Ecken und offenen Bereichen. Eine zeitgenössisch interpretierte Eckbank mit hoher Lehne in der Nähe der Küche definiert einen informellen Essplatz, während ein größerer, repräsentativer Esstisch frei im Raum steht. Eigenwillig ist die intime Nische an der Stirnseite des Wohnraums, die über ein großes Fenster Ausblick gewährt. Die Architekten passten hier ein tiefes, dunkelblau bezogenes Sofa ein und bespannten die Wände mit grauem Wildleder. Das Vorbild Loos spürt man hier am deutlichsten.
Im historischen Backsteinexpressionismus scheint der Kamin seine Wurzeln zu haben. Gemauert aus sehr schmalen, zwischen dunkelrot und lila changierenden Klinkern, definiert er auf traditionelle Weise den wärmenden Kern des Hauses und kontrastiert klar mit den Innenwänden aus Weißtanne. Hinter dem dekorativ gemauerten „Heizblock“ verbirgt sich jedoch ein nachhaltiges Energiekonzept: In einem Scheitbrennofen im Sockelgeschoss wird Festholz aus dem nachhaltig bewirtschafteten Wald des Grundstücks verfeuert und über einen Wasserpufferspeichertank werden die Fußbodenheizung und die Warmwasserversorgung betrieben. Zudem tun Solarthermie- und Photovoltaikpaneele auf dem Dach eines Wirtschaftsgebäudes neben dem Haus ihr Übriges, um den Bau weitgehend autark mit Wärme und Strom zu versorgen.
Bequemlichkeit wurde also groß geschrieben im Haus K, Repräsentation spielt keine Rolle. In diesem Sinne ist das Haus von innen her gedacht und zeigt sich schließlich entgegen des ersten Eindrucks nicht ausschließlich als klar definierter Baukörper. Die Nischen des Wohnraums ragen in die Veranda hinein, und vor allem nach Südwesten löst sich die geschlossene Form in Glas und zwei auffällige Elemente auf: Ein großzügiger Balkon auf vier schräg gestellten Stahlstützen erweitert den Wohnraum nach außen und eine hohe, steile Gaube verleiht dem Schlafraum unterm Dach eine gewisse Geräumigkeit. (gh)
Fotos: Philippe Ruault, Elias Grüner
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Detailfreund | 14.03.2017 15:58 UhrZugang - Aufgang
Das ist ein schönes, schlichtes, unprätentiöses Haus. Aber warum - in Dreiteufels Namen - hat es kein Treppengeländer und diese ziemlich halsbrecherische steile Treppe (die nur mittlels Trick der ausgeklinkten Stufen erklimmbar ist)? Für mich als schlecht Gehenden eine Gemeinheit.
Und auch hier wieder: Ist die Eingangstür eines Hauses nicht sein Gesicht? Hier sehe ich weder Mund, Nase noch sonstwas Gesichtsähnliches.