Die Nachbarschaft der Mississippi Avenue in Portland ist ein Vorbild in Sachen erfolgreicher Quartiersentwicklung. In den Wohn- und Geschäftshäusern ist vorrangig lokales Gewerbe angesiedelt. Bereits 1997 entstand hier das ReBuilding Center, eine Non-Profit-Organisation, die benutzte Bauteile annimmt und weiterverkauft. Mit dem nach Plänen von Waechter Architecture aus Portland fertiggestellten Gebäude Mississippi Workshop kommt nun ein weiteres Novum hinzu – und das in mehrfacher Hinsicht.
Typologisch ist der dreigeschossige Bau als Hofgebäude angelegt, was in der von Einfamilienhäusern dominierten Nachbarschaft bisher nicht vorkommt. Es ist das erste Nichtwohngebäude im US-Bundesstaat Oregon, bei dem bis auf die Hülle aus wetterfestem Stahl und den Betonboden alle Bauteile aus Massivholz bestehen – selbst das Treppenhaus. Und schließlich ist es das erste Massivholzgebäude mit gemischter Nutzung in der Region des pazifischen Nordwesten. Das zumindest sagen die Architekt*innen, die das Gebäude entwickelt, geplant und finanziert haben und die es nun als Büro, Werkstatt und zum Wohnen nutzen. Einzelne Räume werden für Veranstaltungen vermietet, im Erdgeschoss ist ein Café eingezogen.
Der Grundriss ermöglicht flexible Nutzungen. Sechs identische Räume sind auf drei Ebenen um den Innenhof und einen Servicekern gestapelt. Ausgestattet mit den entsprechenden Installationen kann jeder Raum aber auch autonom genutzt werden. Das Büro von Waechter befindet sich derzeit im zweiten Stock, im dritten Obergeschoss gibt es eine Wohnung mit drei Schlafzimmern. Ein Makerspace, ein Fahrradstellplatz und ein Servicebereich unterstützen verschiedene Formen kreativer Produktion. Der Hof bietet Raum für informelle Zusammenkünfte, Rückzug von der belebten Straße und für Veranstaltungen oder Performances.
Über zehn Jahre haben Waechter Architecture an Konzept und Umsetzung gearbeitet. Sie sehen es als Neuauflage des klassischen Industrielofts, nur dass diesmal eben alles bis auf die äußere Hülle aus Holz besteht. In den USA wird zwar viel mit Holz gebaut, doch die verbreitete, traditionelle Balloon-Frame-Technik und die hybriden Bauten mit Brettsperrholz bieten keine derart reinen Holzoberflächen, wie sie in den Innenräumen des Mississippi Workshops erscheinen. Mit einer Förderung aus dem „USDA/US Forest Service Wood Innovations Program“ dokumentieren die Architekt*innen derzeit Verbrauch und Leistung des Gebäudes. So untersuchen sie, inwiefern der Ansatz auf andere Projekte übertragbar ist. (fm)
Fotos: Lara Swimmer, Jeremy Bittermann, Ben Waechter, Samuel Gherke
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Zu den bei Baunetz vorgestellten Projekten von Waechter Architecture gehören ein Weingut bei Portland, ein Hotel in Bingen und die Wohnanlage Rockwood Village in Grisham.
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