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20.07.2016

Haus über wilder Landschaft

Holzbau von Peter Grundmann in Brandenburg


Ein Grundstück 50 Kilometer nördlich von Berlin, eine flache Landschaft, eher unspezifisch, die Umgebung mit gewöhnlichen Einfamilienhäusern bebaut. Der Berliner Architekt Peter Grundmann orientiert sich beim Entwurf seiner Häuser nicht selten unmittelbar am Kontext, doch was, wenn dieser kaum Anhaltspunkte bietet, wie Grundmann es selbst beschreibt? Für das Wohnhaus, das er im letzten Herbst in Hoppenrade im Löwenberger Land errichtet hat, nutzt er darum alle Bezüge, die sich finden ließen.

Vor allem war dies ein alter Stall, der den Abriss des Haupthauses überlebt hatte. Schnell war klar, das die alten Mauern aus Backstein in das neue Gebäude integriert werden sollten. Des weiteren „überinterpretiert“ Grundmann die Landschaft als Wildnis, von der sich das Haus durch eine um 1,30 Meter angehobene Bodenplatte distanziert. Direkt hinter der Grundstücksgrenze beginnen nämlich die offenen Felder, die sich dadurch besser überschauen lassen. Der Garten selbst sollte außerdem auf Wunsch der Bauherrin nicht kultiviert werden, was einen schönen Kontrast zur geradlinigen Architektur darstellt.

Der Neubau mit einer beheizbaren Wohnfläche von etwas mehr als 90 Quadratmetern wurde schließlich um den alten Stall herum errichtet, der damit zum strukturierenden Element des Gebäudes wird. Grundmann öffnet jedoch eine der Mauern und lässt die Bodenplatte und das Dach durchlaufen, so dass sich Alt und Neu hier fast nahtlos überlagern. Das Haus dient allein der Bauherrin als Wohnstätte, weshalb der Grundriss durchgehend offen gestaltet werden konnte. Alle Funktionen sind dabei entlang der Fassade aufgereiht, was dem Innenraum komplexe Wegebeziehungen und weite Perspektiven gibt, die wiederum für Großzügigkeit sorgen.

Wer will, kann in diesem Gebäude von Peter Grundmann entfernte Parallelen zu Mies van der Rohes’ Farnsworth House sehen – nicht nur hinsichtlich der Bauaufgabe, sondern auch durch die Realisierung als langgezogener aufgeständerter Bau. Anders als Mies, dem es vor allem um die Orthodoxie seiner Konstruktion ging, nutzt Grundmann jedoch die Freiheit, die ihm das leichte Holztragwerk bietet. Seine Raumgrenze orientiert sich mal an den Stützen, mal an der Bodenplatte und mal am Dach, sie umkreist die eingestellten Körper und fügt sich dem Programm, so dass die räumliche Logik des Hauses auf vielfältige Weise abgebildet wird.

Konsequent hält Grundmann die Wohnfläche frei von allem Überflüssigen – alle Stauflächen sowie die Speisekammer und der Wäscheraum befinden sich in einem freistehenden Kubus, der nur über die Terrasse erreichbar ist. Durch die verspringende Fassade entstehen außerdem enge Bezüge zwischen Innen- und Außenraum, was der Architektur zusätzliche Komplexität verleiht. Im Sommer wird das Haus außerdem fast um die Hälfte größer – die tiefen Terrassen unter dem alles überspannenden Dach tragen dann dank großer Schiebetüren zur Erweiterung der Wohnfläche bei.

Wie viele seiner anderen Projekte hat Peter Grundmann übrigens auch dieses Gebäude teilweise im Selbstbau errichtet – unter Mitarbeit von Thomas Pohl war er für die Glasfassade, für die Küchen- und Sanitäreinbauten und die Möbel verantwortlich. Mit Baukosten von gerade mal etwas mehr als 100.000 Euro handelt es sich dabei um ein absolutes Low-Budget-Projekt – was man vom Farnsworth House nicht gerade sagen kann. (sb)


Zum Thema:

Selbstbau, Vorfabrikation oder günstige Baumaterialien: Das alles spart Geld. Und wer billig baut, der baut: Mehr Low-Budget-Projekte in der Baunetzwoche#399


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