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13.03.2017

Supermarkt im Hinterhof

Holzbau von MDW Architecture in Liège


Ein Supermarkt als Katalysator städtebaulicher Aufwertung eines Hinterhofs? Klingt schon mal erstaunlich. Und obendrein als architektonisch ambitionierter und nachhaltiger Holzbau ausgeführt? Klingt sehr erfreulich. Ist es auch auf ganzer Linie, wenn man sich das Ergebnis ansieht. Mit ihrem Supermarkt in Liège für die international tätige Lebensmittel-Kette Delhaize zeigen MDW Architecture aus Brüssel, dass die Lösung einer verzwickten Situation am Ende manchmal ganz selbstverständlich und unangestrengt wirken kann.
 
Die Ausgangslage war wenig ansehnlich: Ein weitläufiger, größtenteils versiegelter Hinterhof, gerahmt von kleinteiliger Wohnbebauung aus rotem Backstein, wie sie typisch ist in Belgien. Inmitten des Hofes lag der Supermarkt, umgeben von Parkplätzen. Den notwendigen Abriss des bestehenden Gebäudes nahmen die Architekten zum Anlass, die gesamte Hofsituation neu zu denken. Sie schoben den Neubau an den Rand und passten ihn geschickt in die Bestandsstruktur ein. Einen Großteil der Parkplätze verlegten sie in eine Tiefgarage. Am wichtigsten ist jedoch die Öffnung des Hofes, der nun als Passage für Radfahrer und Fußgänger fungiert und damit zu einem lebendigen öffentlichen Raum im Quartier wurde.

Der Supermarkt selbst ist weitgehend als klar gegliederte Holkonstruktion ohne viel Schnickschnack ausgeführt. Das Volumen wurde in einen weitläufigen eingeschossigen Teil und zwei etwas höhere Kuben gegliedert. Das Dach des flachen Bauteils wurde begrünt, um den Anwohnern der Randbebauung eine akzeptablen Ausblick zu bieten. Das Ganze ist irgendwie immer noch eine Kiste, aber eben in Holz, dezent geknickt, frisch interpretiert und mit viel Tageslicht. Ganz offensichtlich zielten die Architekten auf eine freundliche Leichtigkeit – und den bewussten Bruch mit der Randbebauung.

Im Zusammenspiel mit der Außenraumgestaltung in hellem Beton, der neuen Bepflanzung und der Reorganisation der Parkplätze wurde hier also aus einem eigenschaftlosen, städtischen Restraum ein einladender Ort, dem man nur wünschen kann, dass er angenommen und stark frequentiert wird. Nur ein paar Bänke an entscheidender Stelle fehlen. Aber in dieser Hinsicht hatten die Verantwortlichen vielleicht Angst, dass der einstige Durchgangsraum dann doch zuviel Aufenthaltsqualität bekommt. (gh)

Fotos: Séverin Malaud


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