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https://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen-Holzbau_fuer_Gefluechtete_in_Mannheim_4992632.html

01.03.2017

Schön, aber immer noch temporär

Holzbau für Geflüchtete in Mannheim


Warum für den Bau eines Gebäudes Großmaschinen und High-Tech einsetzen, wenn es genügend unbezahlte Arbeitskräfte gibt? Das klingt nach zynischem Rationalismus, doch hinter diesem ökonomischen Gedanken steckt ein ethischer Ansatz: Menschen aus dem zähen Zustand des Wartens und der Untätigkeit holen. Für die Landeserstaufnahmestelle auf der Konversionsfläche der Kaserne Spinelli in Mannheim haben Studierende und Lehrende des Fachbereichs Architektur an der TU-Kaiserslautern gemeinsam mit den künftigen Nutzern ein Aufenthaltsgebäude entworfen und gebaut.

Entstanden ist ein vier Meter hoher und zwanzig Meter langer Pavillon aus Holz, der zwei Höfe formuliert. Einen kleineren geschlossenen mit überdachten Sitznischen und einen offenen für Veranstaltungen. Ein zum Hof orientierter Gemeinschaftsraum kann zur Bühne werden, die beiden Lagerräume können zugleich Werkstatt und Kiosk sein. Der äußere Gang öffnet sich an einer Seite zur wichtigsten Wegeverbindung im Quartier.

25 Geflüchtete, 18 Studierende sowie ihre Professoren Stefan Krötsch (FB Tektonik im Holzbau), Jürgen Graf (FB Tragwerk und Material) und Andreas Kretzer (FB Digitale Werkzeuge) entwickelten eine Bauart, deren Errichtung fast ohne Maschinen auskommt. Die geschlossenen Wände bestehen aus Holz-Rahmenbauelementen und sind entweder mit Fichte-Dreischichtplatten beplankt oder mit einer hinterlüfteten Schalung aus witterungsbeständigem Douglasienholz bekleidet. Der Bau gründet auf wenigen Einzelfundamenten, die vergleichsweise leichten Wände sind tragend. Das sparte nicht nur entscheidend Kosten, sondern reduzierte auch die Menge an Beton. Gestalterisch markant sind die Wände aus fünf Lagen vertikal und diagonal angeordneter Latten. Das filigrane Geflecht soll an orientalische Ornamente erinnern und auf die Herkunft vieler Geflüchteter verweisen.

Es ist ein löbliches Projekt, das die Studierenden mit der Praxis konfrontierte, die Geflüchteten als Partner ernst nahm und das dank des Engagements einiger Dezernate in Mannheim in kurzer Zeit die üblichen bürokratische Hürden überwand.

Dennoch macht das Gemeinschaftshaus auf dem Spinelli-Areal einen Missstand deutlich: Die Unterbringung geflüchteter Menschen in Deutschland besteht noch immer vor allem auf kurzfristigen Lösungen ­– politisch, sozial und architektonisch.  (sj)

Fotos: Yannick Wegner


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