Den amerikanischen Traum gibt es wirklich – zumindest in Amerika. Da gründen in den Neunzigern ein paar Literaturbegeisterte eine eigene Theater-Company und heute erhält das Ensemble, das einst im Lagerraum eines Buchladens begann, einen eigenen Theaterbau von Studio Gang (Chicago, New York). Der Writer‘s Theater Club hatte aber auch Glück: Das Städtchen Glencoe bei Chicago suchte Kooperationspartner für sein auszubauendes Kulturprogramm und bot dem Ensemble an, sich dort mit einem eigenen Gebäude niederzulassen.
Die Architektur des neuen Theaters ist auf das improvisierte und zuschauernahe Spiel der Company ausgerichtet. Schon das lichte Eingangsfoyer dient mit seinen breiten Stufen als Ort für informelle Aufführungen. Eine Galerie im zweiten Obergeschoss kann als Zuschauertribüne dienen. Im Zentrum des Gebäudes ist aber der klassische Theatersaal mit 250 Sitzen. Eine Probebühne und ein kleiner Saal mit 99 Sitzen schließen sich ihm an.
Studio Gang hat die verschiedenen Säle außen ablesbar gemacht. Einzelne, aneinandergefügte Baukörper formen das Gebäude. Der große Theatersaal tritt als breiter Betonmonolith mit Kalkputzfassade hervor. Die Studiobühne und eine Bibliothek sind in einem zweigeschossigen, mit Holz verkleideten Quader untergebracht. Ein Verbindungsbau verknüpft den Holzquader mit dem Betonbau und dem Foyergebäude. Letzteres formt das Gesicht des Theatergebäudes: Als transparente Scheibe wächst sein oberes Geschoss aus einem Betonfundament heraus. Schmale Holzstämme bilden ein rustikales Gitter um diese Etage – ein recht unorthodoxes Feature, das gleichsam Tragwerk des umlaufenden Balkons ist. Womöglich ist es auch eine Metapher dafür, dass in dem Bau eine ungewöhnliche Theater-Company arbeitet. (sj)
Fotos: Steve Hall – Hedrich Blessing