Doppelte Abiturjahrgänge, der Wegfall der Wehrpflicht und „viele attraktive Studiengänge“: Kein Wunder, dass sich der Hochschulstandort Osnabrück vor Studenten kaum retten kann. Auf einem ehemaligen Kasernengelände nordwestlich der Innenstadt wird darum seit 2010 ein neuer Campus entwickelt, dessen Herz aus Mensa, Bibliothek und Hörsaalgebäude besteht. Letzteres stammt von Benthem Crouwel (Amsterdam, Aachen) und wurde jetzt eröffnet.

Das langgezogene Gebäude mit seiner metallisch glänzenden Fassade aus Aluminiumtafeln zeigt schon von weitem seine städtebauliche Intelligenz. Zwischen Mensa und Bibliothek gelegen, wurde nämlich einfach deren direkter Verbindungsweg in das Volumen eingeschnitten. So entsteht um den Eingang herum ein überdachter Außenraum, der als Ort des informellen Austauschs gedacht ist, der aber auch zusammen mit dem Foyer für Veranstaltungen genutzt werden kann.

Auch im Innenraum fällt sofort auf, wie viel Aufmerksamkeit den kommunikativen Aspekten des Programms gewidmet wurde. Nur ein Teil des Gebäudes ist nämlich den regulären Lehrformaten Vorlesung und Seminar vorbehalten und entsprechend räumlich straff organisiert. Viel bedeutender ist in architektonischer Hinsicht die Lernlandschaft, die sich, der Topografie des äußeren Einschnitts folgend, mehrgeschossig um das Foyer herum entwickelt.

Der Landschaftsbegriff diente den Architekten jedoch nicht nur als Metapher, sondern wurde auch räumlich ernst genommen. Unterschiedlich breite „Schollen“ gliedern die ansteigenden Terrassen, die mittels Rampen, Treppchen und Sitzstufen miteinander verbunden sind.

Man kann also nicht nur brav an Tischen sitzen, sondern ganz entspannt auch auf Sitzsäcken oder dem warmen Holzboden lagern. Eine Art arkadisches Lernen also, mit dem der Hochschulstandort Osnabrück den veränderten Gewohnheiten im Zeitalter von Laptop und Tablet gerecht zu werden hofft. (sb)

Fotos: Jens Kirchner

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