Anfang der 50er-Jahre herrschte in der DDR die stalinistische Architektur-Doktrin der „Nationalen Tradition“. Auch der damalige Dresdener Baukonstruktions-Professor und später in der Bundesrepublik berühmt gewordene Industriebau-Architekt Walter Henn musste sich dieser Doktrin unterwerfen, als er 1950 mit dem Bau eines Gebäudekomplexes der TU Dresden begann, in dem sich heute die Institute der Fakultät Mathematik und Naturwissenschaften befinden.
Das Steildach-Ensemble ist von Henn in konservativer Manier mit neoklassizistischen Anklängen gestaltet worden. Das dazu gehörende Hörsaal-Gebäude, das seit 1994 „Trefftz-Bau“ genannt wird, ist nun seit 2007 durch das Berliner Büro Heinle Wischer und Partner (HW+P) saniert und umgestaltet worden. Zum Beginn des Wintersemesters am 14. Oktober 2009 ist es wieder in Betrieb genommen worden.
Die Architekten von HW+P analysierten zunächst den Bestand so: „Der Gebäudekomplex am Zelleschen Weg mit seiner großzügigen inneren Mitte markierte damals städtebaulich das östliche Campusende der Universität Dresden. Typisch für die Architektur dieser Zeit ist die reduzierte, aber handwerklich hervorragend detaillierte Formensprache, die sich sowohl in Geländerdetails als auch in der profilierten Fassadenarchitektur mit Werksteingewänden und grobem Kratzputz widerspiegelt.“
Durch die Erweiterung der TU Dresden in Richtung Osten durch die Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek (SLUB) (siehe BauNetz-Meldung vom 14. Januar 2003) und die Biologischen Institute hatte der Trefftz-Bau seine Funktion als östliches Campusende verloren und stellte eine Barriere auf dem Campusgelände dar. Um die neuen Wegebeziehungen erlebbar zu machen, erhielt der Trefftz-Bau jetzt eine Durchgangsmöglichkeit mittig durch das Gebäude.
HW+P erläutern weiter: „Unter Berücksichtigung denkmalpflegerischer Aspekte wurde die geschlossene Rückseite des Gebäudes aufgebrochen und das Foyer durch größere Deckenöffnungen insgesamt offener gestaltet. Die Hörsäle der Mathematik und Physik wurden modernisiert und technisch aufgerüstet. Der Charakter der Architektur der 50er-Jahre blieb im gesamten Gebäude erhalten.“
Fotos: Roland Halbe