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15.01.2018

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Dunkles Gebirge

Hochhauskomplex von MAD in Peking


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Es sind surreal anmutende Bilder: Ein spiegelglatter schwarzer Gebäudekoloss erhebt sich aus einem Meer weißer Wohntürme, ein Vogelschwarm umfliegt seinen Gipfel, während sich im Hintergrund eine im Dunst verschwimmende molochartige Stadt abzeichnet. Was aussieht wie ein Sci-Fi-Filmszenario à la Star Wars oder Blade Runner ist die neue Chaoyang Park Plaza in Peking, ein Mischnutzungskomplex mit Büros, Geschäften und Apartments direkt gegenüber des größten Parks im Central Business District. Konzipiert wurde das Gebäudeensemble – wie sollte es auch anders sein – von Ma Yansongs Pekinger Studio MAD Architects, das bekannt ist für seine futuristischen Entwürfe mit expliziten landschaftlichen Referenzen.

Auch die Chaoyang Park Plaza ist von natürlichen, fließenden Formen inspiriert, genauer gesagt von der traditionellen chinesischen Landschaftsmalerei Shan Shui. Der aus zehn Baukörpern bestehende, 220.000 Quadratmeter große Gebäudekomplex entfaltet sich auf der Länge eines Straßenblocks wie die Architektur gewordene Tuschezeichnung einer Gebirgslandschaft: Den Auftakt machen zwei parkseitig liegende asymmetrische Bürohochhäuser, die als durch ein tiefes Tal getrennte symbolische Bergspitzen bis zu 142 Meter in den Himmel ragen. Ihre glatten Glasfassaden sind strukturiert durch mehrere vertikal ausgerichtete, organisch geschwungene Rippen und Furchen, die für energieeffiziente Belüftung sorgen. Am Fuß sind die Türme durch ein 17 Meter hohes, verglastes Atrium miteinander verbunden, das ihrer Erschließung dient und den Eingang bildet.

Ihnen zur Seite stehen mehrere geradezu miniaturhaft klein wirkende Gewerbegebäude, die – aus dem Berg herausgebrochenen Felsbrocken gleich – eine scheinbar zufällige Formation bilden. Ihre gekurvten, terrassenförmig angelegten Geschosse erinnern entfernt an übereinanderliegende Gesteinsschichten. Wasserflächen und kleine Inseln mit Bambus und Kiefern zwischen den Gebäuden runden die künstliche Landschaft ab, die MAD als „Erweiterung“ des gegenüberliegenden Parks verstanden wissen wollen – wenngleich die dazwischenliegende breite Straße eine unmissverständliche Trennlinie schafft. Zwei etwas höhere Volumen mit versetzt mäandernden, ebenfalls weich abgerundeten Balkonen schließen die Anlage stadtseitig ab. In ihnen befindet sich die Wohnanlage Armani Apartments.

Der Komplex sticht nicht nur aufgrund seiner Form aus der Umgebung hervor, sondern bildet auch durch die dunkle Farbgebung eine starken Kontrast. „Eine an die Shan-Shui-Ästhetik angelehnte, ruhige und geheimnisvolle Atmosphäre“ wollten MAD mit den schwarzen Oberflächen erzeugen. Tatsächlich wirkt die Ansammlung opaker Bauten, an deren glatter Haut der Blick geradezu abperlt, äußerst mysteriös und hat trotz aller landschaftlichen Bezüge eine durchaus bedrohlich-dystopische Komponente. Im Gegensatz zur gerne und oft beschworenen Transparenz und Offenheit bei Geschäfts- und Bürogebäuden regieren hier kühle Zurückweisung und rätselhafte Undurchschaubarkeit – was im Inneren vor sich geht, bleibt im Dunklen. (da)

Fotos: Iwan Baan



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Kommentare
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.

6

Jan | 17.01.2018 10:06 Uhr

augenfällig

Eines der wenigen Projekte, die in letzter Zeit veröffentlicht werden, an dem mein Auge hängen geblieben ist.
Außergewöhnlich und interessant. Einiger Städtebau und eine nahezu magische, faszinierende Materialist und Farbigkeit; wie ein geheimnisvoller Edelstein oder schwarzer Bernstein, der Geschichten und Begebenheiten einschließt und die Phantasie anregt.
Die an manchen Stellen rumpelte Detaillierung ist, nehme ich an, dem enormen Zeitdruck geschuldet, unter dem die Bauvorhaben in China stehen als den mangelnden Fähigkeiten der Architekten.

5

Pekingmensch | 16.01.2018 03:05 Uhr

Schwarz

Zweifellos ein spannendes Konzept, sowohl architektonisch als auch staedtebaulich. In der Realitaet wirken die Fassaden aber in der Tat sehr, sehr duester. Nicht zuletzt geben die dunkel getoenten Glasscheiben und die etwas klobigen Formen dem Ganzen eine merkwuerdige 70er-Jahre-Aesthetik (nicht unbedingt im positive Sinne). Vielleicht waere es besser gewesen, die dunkle Fassadenfarbe mit einigen Farbtupfern oder natuerlichen Materialien zu kontrastieren? Vielleicht etwas Holz oder Bambus? -------- Unabhaengig davon ist die Landschaftsarchitektur sehr gelungen und spiegelt die Shan-Shui-Philosophie sehr gut wider!

4

peter | 15.01.2018 22:39 Uhr

zwiegespalten

manchmal frage ich mich ja schon, ob man alles tun sollte, was man tun kann. ja, abgedreht, cool, "future-mäßig", aber detaillierung? nachhaltigkeit? energieeffizienz? wie altert so ein haus? wie wechselt man eine fensterscheibe?

3

HN. | 15.01.2018 22:33 Uhr

Effekthascherei

Wie so oft mündet der völlig ausufernde Gestaltungswille in China leider in unnötige Effekthascherei...Mich hätte interessiert, wie sich die Form auf den Innenraum auswirkt. Auf den wenigen Innenraumfotos lässt sich jedoch leicht erkennen, dass gute Innenraumqualitäten leider ebenfalls der Effekthascherei zum Opfer gefallen sein dürften...

2

Designer | 15.01.2018 19:18 Uhr

Hammer

Ich find es völlig abgedreht genial. Der Komplex wäre selbst für einen Bond-Dreh zu modern.

1

China/China/China | 15.01.2018 16:17 Uhr

Beijing

Ganz übel, in Realität noch schlimmer als auf den Bildern. Wer dieses Etwas mal in den Beijinger Feinstaubhimmel hat ragen sehen, darf MAD und was Sie so treiben in Frage stellen.

Die Dimensionierung, die Positionierung und die (wie fast immer in China) schlimme Detailierung dieses HOPSCA's im "CBD" zeigen einfach was dieses Gebäude ist: Der feuchte Traum eines tǔháo's.

Wie so oft, Schade China.

 
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