Hochhäuser stellt man ja gerne mal auf eine einzelne Stütze, was nicht nur beim Laien Erstaunen hervorruft. Doch selten hat dieser konstruktive Kunstgriff ein schöneres urbanes Setting kreiert als beim nun vorgestellten Hochhaus 150 North Riverside in Chicago. Die Reduktion des Fußpunktes war im vorliegenden Fall aber schlicht und ergreifend notwendig, denn der Neubau, den Goettsch Partners in ihrer Heimatstadt realisieren konnten, steht zwischen einem unterirdisch verlaufenden Gleisfeld und dem Fluss.
Verspiegeltes Glas, dezente Rücksprünge, stützenfreie Geschossflächen – im Großen und Ganzen folgt der 54 Geschosse hohe Turm den seit Jahrzehnten etablierten Paradigmen des Hochhausbaus, die Goettsch Partners natürlich aus dem Effeff beherrschen. Eine gewisse Nachhaltigkeit und LEED Gold-Zertifizierung sind heutzutage üblich. Spannend wird es erst da, wo die Logik der maximal effizienten Büroflächen auf die statischen Herausforderungen des knappen Baulandes trifft.
Denn das Ergebnis ist nicht nur eine sich dramatisch zuspitzende Konstruktion, sondern auch ein neu geschaffener, öffentlicher Raum an einem Ort, der noch vor wenigen Jahren ein urbaner Restraum war, durch den ein paar offen geführte Gleise verliefen. Das Gleisfeld liegt nun in einem Tunnel, zum Fluss hin wurde eine Promenade geschaffen, und über dem Ganzen befindet sich ein Freiraum, für dessen geometrisch geschwungene Gestaltung Wolff Landscape Architecture (Chicago) zuständig waren. Aber so angenehm der Aufenthalt zwischen dem frisch gepflanzten Grün auch sein mag – richtig toll wird es doch erst, wenn sich die Klappbrücke direkt neben dem neuen Hochhaus öffnet und ein fast schon poetisches Spiel der massiven Schrägen aus Stahl und Glas über dem innerstädtischen Wasserlauf zu erleben ist. (gh)
Fotos: Nick Ulivieri
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peter | 28.04.2017 01:15 Uhrchicago
oha, das ist aber totaaal 80er!
als kind hatte ich ein spiel namens "hotel", da gab es ziemlich genau solche türme.
mir ist es zuviel spielerei.