Ein Zuneigung auslösendes Gebäude – nicht weniger hatte sich der Jury-Vorsitzende Carl Fingerhuth 2008 beim Wettbewerb für den Neubau des Historischen Museums Frankfurt mit Blick auf den Entwurf des Stuttgarter Büros Lederer Ragnarsdóttir Oei erhofft. Heute wird das fertige Museum nach einer inzwischen fast zehnjährigen Planungs- und Bauzeit der Stadt übergeben. Mit seinem doppelten Spitzgiebel steht der langgezogene Baukörper nun mit großer Selbstverständlichkeit in der Altstadt zwischen Römer und Main.
„Ein Museum, das sich mit der Geschichte der Stadt befasst, sollte selbst Beispiel dafür sein, wie die Stadt an dieser Stelle ohne Bruch weitergebaut werden könnte“, so beschreiben es die Architekten in ihrer Erklärung zur Übergabe. In diesem Satz klingt noch immer die Kritik am längst abgerissenen Vorgängerbau nach, der mit seiner massiven Betonfassade beim Frankfurter Publikum eben keine Zuneigung ausgelöst hatte. Ob nun allerdings tatsächlich eine zeitlose Architektur entstanden ist, wie es sich die Stadt zur Grundsteinlegung gewünscht hatte?
Der Neubaukomplex fügt sich mit seiner Fassade aus rötlichem Mainsandstein jedenfalls gut ein: Zwischen seinen Trakten lässt er einen städtischen Platz entstehen, der den Bestand gewissenhaft integriert. Auch der sogenannte Stauferhafen, der während der Bauarbeiten entdeckt wurde, konnte baulich miteinbezogen werden. Das langgezogene Volumen mit dem spitzen Dach und den hohen Stützen lässt aber zugleich an die nahe Schirn-Kunsthalle denken, was die Frage provoziert, ob mit der gewünschten „Zeitlosigkeit“ in Frankfurt die historisierenden Bemühungen der Achtzigerjahre gemeint sein könnten? Wie sich die Architektur tatsächlich in ihrem städtischen Kontext und als Museumsbau bewährt, wird sich allerdings erst nach der offiziellen Eröffnung im Herbst zeigen.
Die Öffentlichkeit darf allerdings schon jetzt näher treten und am kommenden Wochenende das Gebäude bei einem Eröffnungsfest kennenlernen. Auch auf professioneller Ebene bietet sich dafür die Chance, denn am Freitag veranstaltet der BDA Hessen zusammen mit dem Historischen Museum und dem Hochbauamt der Stadt Frankfurt ein Kolloquium im Neubau. In Zusammenarbeit mit dem Deutschen Architekturmuseum wird dieser Tag in einer öffentlichen Pecha-Kucha-Night münden. (sb)
Fotos: Roland Halbe
Zum Thema:
www.bda-hessen.de
www.historisches-museum-frankfurt.de
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Schlippsche | 19.05.2017 13:28 UhrHistorisches Museum von LRO
Fotos könnten auch den wunderbaren Umgang mit dem Haus Wertheim als unteren Raumschluss der Platzanlage zeigen. Auch die folgende gläserne Brücke spielt in diesen Zusammenhang hinein. Von außen sind alle Räume hinreißend gelöst und dies bei einem vorwiegend geschlossenen Baukörper. Nur die sich aufwölbende "Brosche" auf dem Platz stört.