„Die beunruhigenden Musen“ heißt ein Gemälde von Giorgio de Chirico, das sich das interdisziplinäre Kuratoren-Team der Biennale in Venedig für einen historischen Rückblick unter dem Titel „The Disquieted Muses – When La Biennale Meets History“ zur Inspiration genommen hat. Die erste Ausstellung unter dem neuen Biennalepräsidenten Roberto Cicutto nimmt anstelle der auf 2021 verschobenen Architekturbiennale derzeit den zentralen Pavillon in den Giardini ein. Sie schöpft aus dem von Debora Rossi geleiteten, reichhaltigen Archiv der Biennale-Dachorganisation, deren Gründung sich 2020 zum 125. Mal jährt.
Die Direktoren der verschiedenen Sektionen – aktuell Cecilia Alemani (Kunst), Alberto Barbera (Kino), Marie Chouinard (Tanz), Ivan Fedele (Musik), Antonio Latella (Theater) und Hashim Sarkis (Architektur) – kommen damit nun erstmalig für ein gemeinsames Projekt zusammen. Die Gestaltung der Ausstellung stammt vom Amsterdamer Duo Formafantasma. Verschiedene Schlüsselmomente und -epochen werden in einzelnen Räumen übergreifend thematisiert, damit auch das Wechselspiel zwischen den Kunstformen erkennbar wird. Allein schon die Pressebilder macht deutlich, wie sehr sich die Weltgeschichte auch im kleinen „venezianischen Theater“ eingeschrieben hat. Insofern ist „Le muse inquiete“, so der italienische Titel, ein mehr als adäquater Ersatz für die Biennale in diesem denkwürdigen Jahr 2020.
Anlässlich der Ausstellung, die schon am Wochenende zugänglich war, werden heute auch noch vier Goldene Löwen posthum verliehen. Geehrt werden mit Maurizio Calvesi, Germano Celant, Okwui Enwezor und Vittorio Gregotti frühere Direktoren der Biennale, die zum Teil innerhalb des letzten Jahres auch an den Folgen von COVID-19 gestorben sind. Aus Sicht der Architektur ist dabei natürlich Gregotti interessant, der allerdings 1976 keine Architekturbiennale, sondern tatsächlich das Kunstdepartment leitete. Die Ehrung findet am Vorabend des Filmfestivals statt, das am 2. September 2020 eröffnen wird. (sb)
Ausstellung: 29. August bis 8. Dezember 2020
Ort: Padiglione Centrale, Giardini della Biennale, Venedig
Zum Thema:
www.labiennale.org
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