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27.07.2017

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Brauhaus Reloaded

Hierl bauen Paulaner-Verwaltung in München


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Weiß, weißer, Weißbier? Einer der ersten Gedanken, schaut man sich die neue Hauptverwaltung der Bierbrauerei Paulaner in München an. Hierl Architekten (München), die aus dem Wettbewerb für das Paulaner-Gelände 2013 als Gewinner hervorgegangen waren, verwandelten das historische Brauhaus mit beige-grauer Fassade und rotem Ziegeldach in ein schneeweißes Ensemble mit modernem Anbau. Koeber Landschaftsarchitektur zeichneten für die Freiflächen auf dem Gelände an der Ohlmüllerstraße verantwortlich.

Grund für die Neuplanung war die Entscheidung der Paulaner Brauerei, Produktion und Logistik vom ursprünglichen Stammsitz in der Au an den Stadtrand zu verlegen. Nur die Hauptverwaltung wurde am historischen Standort belassen. Drumherum sollen auf dem einst industriellen Gelände bis 2023 rund 1500 Wohnungen entstehen.

Seit 1627 wurde auf dem Paulaner-Areal Bier gebraut, damals stellten es Mönche in der Fastenzeit als flüssige Nahrung her. Später übernahm Franz Xaver Zacherl die Brauerei, 1822 entstand ein Neubau der Mälzerei im klassizistischen Stil. Über die Jahre gingen bauliche Veränderungen dem Brauhaus an die Substanz, weshalb nur die Außenmauern des Ost- und Nordflügels, die Torhalle – bei der eine Mitwirkung von Leo von Klenze vermutet wird – und die Kellergewölbe, in denen bis zum Umbau die Gärkessel der Brauerei standen, unter Denkmalschutz stehen.

Für den Neubau von Paulaner griffen Rudolf Hierl und Kollegen auf den Typus der Hofbebauung zurück und konzipierten ein Verwaltungsgebäude mit 350 Arbeitsplätzen auf 8.000 Quadratmetern. Variable Nutzungsmöglichkeiten und kurze Wege lagen dabei im Fokus: Die in den oberen Stockwerken untergebrachten Büroflächen bieten den Mitarbeitern dank einer Fertigteildecke mit 15 Metern Spannweite flexible Bürogrundrisse. Durch die Verschneidung der Ebenen in der denkmalgeschützten Torhalle entsteht eine barock anmutende Raumschichtung. Anstelle einer Stapelung von Regelgeschossen kann der wachsende Charakter direkt an der Gebäudehülle abgelesen werden: 6 Meter im Eingangsbereich, 3,90 Meter im Erdgeschoss und immer noch jeweils 3 Meter in den Obergeschossen variieren das Gesicht des Hauses. Kompakt und dennoch luftig, streng geometrisch doch gleichzeitig licht – so kommt der moderne Teil des Entwurfes aus Betonfertigteilen daher.

Aber nicht alle Münchner sind vom schneeweißen Gebäude begeistert. Manch ein Nachbar oder Denkmalschützer vermisst das rote Ziegeldach der alten Brauerei. Noch während der Bauzeit, als der Altbau bis auf die denkmalgeschützten Außenwände abgetragen war, erklangen Proteste bis in den Bayrischen Landtag. Alternativen hätte es durchaus gegeben: Andere Wettbewerbsentwürfe schlugen vor, das historische Gebäude vollständig zu rekonstruieren und um einen Neubau im Hinterhof zu ergänzen. (kat)

Fotos: Edzard Probst


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Kommentare
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.

7

mawa | 01.08.2017 11:19 Uhr

@A_P

Aber es ist ja eben kein Brauhaus, sondern ein Verwaltungsbau. Darin wird kein Bier gebraut und auch keine Gastronomie für die Öffentlichkeit betrieben.

6

A_P | 31.07.2017 10:25 Uhr

Austauschbar

Ausmeiner persönlichen Sicht ist diese Architektursprach ausauschbar. Wenn man sich die Bilder anschaut uns nicht den Text kennt würde man doch vermuten dass es sich um eine Bank, ein Kongresszentrum oder eine Bildungsstätte oder ein Verwaltungsbau etc. handelt. Natürlich ist dies auch ein Verwaltungsbau. Aber es ist doch nicht abzusehen dass der Nutzer Paulaner in absehbarer Zeit dort ausziehen könnte und dann ein gebäude auch zu einem neuen Nutzer passen müsste. Das Gebäude hätte daher mehr mit dem Nutzer zu tun haben können. Als Beispiel empfehle ich einen Blick auf das Donisl Brauhaus in München. Dort wurde die Tradition der Marke mit der Moderne in Einklang gebracht.
ps: Der Innenhof ist in der Realität hoffentlich nicht so kalt und ablehnend wie im dargestellten Foto.

5

Lutz Borchers | 28.07.2017 16:36 Uhr

Prost!

Interessant, wie durch die Verlängerung der Fassade der Seitenrisalit zu einem Mittelrisalit wird und das Kontorgebäude zu einem Präsidentenpalast. Ob das das richtige Zeichen für Bier ist, muss Paulaner selber wissen.

4

a_C | 28.07.2017 11:58 Uhr

Gelungen!

Die Verquickung von Alt und Neu funktioniert in meinen Augen sehr gut, auch im Bereich der Fassade. Natürlich ist fraglich, ob es so eine strenge und modisch schon fast überholte Artikulierung gebraucht hat, aber wenn man sich dazu entschließt, ist es - wie hier realisiert - in Ordnung.

Ein Getränkehersteller mit jahrhundertealter Tradition muss nicht für Innovation stehen. Im Gegenteil, die hier vorgelegte Mischung aus historischer und moderner Architektur ist in meinen Augen durchaus angemessen. Ein Bierbrauer ist ja kein Start-Up aus dem Kollwitzkiez...

PS: "Sauber detailliert" war noch nie ein Makel.

3

Nico | 28.07.2017 11:57 Uhr

Innenhof

Trostloser kann man einen Hof nicht machen...

2

Gerhard | 27.07.2017 19:36 Uhr

Strenge

Ich verstehe die Strenge der Fassade nicht so ganz für ein " Brauerei"-Gebäude. Wo ist die Innovation für einen Namen wie Paulaner? Streng und sauber detailiert war doch vorgestern....Same old in same old Germany every day.... boring.

Es lässt sich ja immer leicht lästern aber hier ist eine Chance vertan...

1

Gerd Lenz | 27.07.2017 16:13 Uhr

Brauhaus reloaded

So eine schöne Fassade und dann die popeligen Metallkutschen + fließender Verkehr ... wie die Faust aufs Auge ...

 
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