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24.08.2017
Berggruens Berg
Herzog + de Meuron planen Institut bei Los Angeles
Das Raumschiff ist gelandet: Nicolas Berggruen, der milliardenschwere Investor mit dem unübersichtlichen, weltweiten Firmenkonsortium und Sohn des Kunsthändlers Heinz Berggruen, wird sesshaft. Vor rund zehn Jahren hatte er sich in Berlin durch Kauf und Sanierung denkmalgeschützter Altbauten zunächst als Mäzen inszeniert, übernahm Karstadt und machte daraufhin mit seinem Think Tank zur Politikberatung und dem 2010 gegründeten Berggruen Institut von sich reden. Dass er nebenbei auch für seinen nicht vorhandenen Wohnsitz und das Leben im Privatjet bekannt war, nährte seinen Ruf als Weltverbesserer mit Hang zum Griff nach den Sternen.
Nachdem das Berggruen Institut 2016 bekannt gegeben hatte, dass es seine Aktivitäten auf einem Campus in Los Angeles zusammenfassen wird, wurden nun die Entwürfe veröffentlicht. Sie stammen von Herzog & de Meuron (Basel). Die Auftraggeber und Architekten wären nicht das, was sie sind, wenn das Projekt einer ganz normal verrückten kalifornischen Vielzimmervilla ähneln würde. 182 Hektar umfasst das Areal, das Berggruens Stiftung auf einer Bergkette im östlichen Teil der Santa Monica Mountains in der Nähe des Topanga State Parks erworben hat.
Der abgetragene und planierte Hügelzug wird zu einem langgestreckten Park, der sich deutlich vom trockenen Wildwuchs der Vegetation abhebt, so die Architekten. Darin eingebettet: das Anwesen des Gründers, das akademische Dorf mit Wohnungen für Forscher, Stipendiaten und Gelehrte „mit oder ohne Familie“ und das Institutsgebäude. Hier sollen „neue Einsichten in die Funktion von sozialen, ökonomischen und politischen Institutionen gewonnen und angewendet werden“, erklären die Architekten das Ziel des Instituts.
Die Bilder zeigen eine seltsame, maßstabslose Kombination aus Naturbauästhetik und den Case Study Houses des Midcentury Modernism. Während in Anwesen und Dorf Lehmwände und kleine Raumsequenzen erkennbar sind, kommt das Institut als aufgeständertes Betonrechteckregal daher. Klösterliche Assoziationen sind gewollt. Die beiden kugelförmigen Bauten erinnern hingegen an die ehemalige US-amerikanische Abhöranlage auf dem Berliner Teufelsberg. Obwohl sie als Wasserreservoir und Vortragssaal deklariert sind, wird man den Einruck nicht los, in ihnen könnten vielleicht doch Signale abgefangen werden. Dass Nicolas Berggruen von dort einen guten Blick auf Los Angeles und den Pazifik haben wird, ist gewiss. Ob er von seinem Anwesen aus auch den keine 20 Meilen entfernten Hügel der Getty-Stiftung und andere kulturelle und akademische Institutionen – wie die Mount St. Mary’s University, das Skirball Cultural Center oder die American Jewish University – sehen kann, ist nicht bekannt. Zuzutrauen wäre es ihm. (fm)
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