Der Titlis ist mit seinen über 3000 Metern Höhe eine hochfrequentierte Reisedestination in der Schweizer Bergwelt. Als Teil des Skigebiets Engelberg lockt er nicht nur im Sommer, sondern auch im Winter – kein Wunder also, dass die 1967 erbaute Bergstation unter den zu bewältigenden Touristenmassen ächzte. Ein Sicherheitsupdate musste her. Und natürlich nutzte die Bauherrschaft, die Titlis Bergbahnen, Hotels & Gastronomie, den Umbau zur noch publikumswirksameren Inszenierung des Gipfelerlebnisses.
Den Masterplan hierzu lieferten Herzog & de Meuron (Basel), die schon beim Gipfelgebäude auf dem Chäserugg Feingefühl für das Bauen am Berg bewiesen haben. Den Ersatzbau der Titlis-Station, die um die bestehende Seilbahntechnik herum gebaut wird, planen sie als kristallinen, betont horizontalen Körper, der – halsbrecherisch nah am Hang – den Panoramablick in die Alpen eröffnet. Die sichtbare Tragstruktur schafft eine ästhetische Verbindung zum 200 Meter entfernt stehenden Richtstrahlturm, einer 50 Meter hohen, rigiden Stahlkonstruktion. Das technische Bauwerk aus den 1980er Jahren bleibt erhalten. Es wird durch Einsetzen zweier sich verschneidender balkenförmiger Volumen, die als Restaurant genutzt werden sollen, zusätzlich zu seiner Funktion als Sendemast touristisch aktiviert.
Das 100-Millionen-Franken-Projekt soll der überwältigenden Landschaft eine entsprechende architektonische Plattform anbieten – und ist Ausdruck der Tendenz, den schweizerischen Bergraum immer mehr zu urbanisieren. Ein Transformationsprozess, den Herzog & de Meuron schon seit Jahren mitverfolgen und nach ihrer Art proaktiv entwerferisch begleiten. Wie es HdM selbst pragmatisch ausdrücken: „Die Frage ist nicht, ob wir das wollen, sondern […] wie sehr wir die […] Vielfalt der Landschaften dabei berücksichtigen. Es gibt in der Schweiz keine Stadt ohne Landschaft, aber eben auch keine Landschaft ohne urbanes Leben“. (kms)
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peter lustig | 08.11.2018 15:08 Uhrhöhepunkt
krüppelwalm sieht besser aus und klingt vor allem besser