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https://www.baunetz.de/meldungen/Meldungen-Herzog_-_de_Meuron_planen_Autobahnkirche_in_Graubuenden_7139266.html

20.02.2020

Besinnliche Höhle

Herzog & de Meuron planen Autobahnkirche in Graubünden


Meist werden geplante Projekte mit größter Gewissheit angepriesen, schließlich soll der Weg zum Baubeginn nicht unnötig verkompliziert werden. Umso erfrischender ist die Erklärung, die Herzog & de Meuron (Basel) ihrem jüngsten Projekt in Andeer im Kanton Graubünden mitgeben. Am Weg zum San Bernadino soll dort eine Autobahnkirche entstehen, und die Architekt*innen, die bezüglich Programm und Ort eine Art Carte blanche hatten, beschreiben ihr Suchen und Abwägen. Klar, eine solche Kirche soll nahe an die Trasse, aber wo genau? Verschiedene Konzepte – unter anderem auch eine „Brückenbasilika“ über der Schnellstraße – wurden geprüft und wieder verworfen. Schließlich entschieden sie sich für einen Standort an einer bestehenden Überquerung mit weitem Blick ins Tal.

Der Bauplatz an der Schwelle zwischen Siedlungs- und Naturraum darf hinsichtlich des Projekts als programmatisch gelten. Anstatt sich bestehende Typologien zum Vorbild zu nehmen, planen Herzog & de Meuron einen höhlenartigen, sich spiralförmig entfaltenden Raum. Der soll es den Besucher*innen ermöglichen, den Lärm der Straße Schritt für Schritt hinter sich zu lassen. Am Ende steht ein farbig inszenierter Blick in die Landschaft, die allerdings in Wirklichkeit nicht ganz so unverbaut ist, wie es die Visualisierungen erscheinen lassen. Dieser letzte Abschnitt ist in Richtung der Nachmittags- und Abendsonne ausgerichtet, was damit schon gleich einen perfekten Zeitpunkt für einen Besuch vorgibt.

Im Kontrast zur amorphen unterirdischen Architektur steht der sichtbare Teil der Autobahnkirche. In einer Kurve der Schnellstraße definiert ein scheinbar kubisches, fast weißes Volumen den Ort. Dieses erweist sich beim Näherkommen als offen gefügte Wandscheiben, die dank des Raums, der zwischen ihnen entsteht, entfernt an Richard Serra denken lassen. Von dort führt eine breite, schneckenförmig gewundene Treppe hinab in die Höhle. Entlang des Wegs zurück zum Licht sind noch zwei kleinere Seitenkapellen mit Oberlichtern vorgesehen. (sb)


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