Vergangenen Freitag wurden in Hamburg die Henri-Nannen-Preise verliehen. Während drei Redakteure der „Süddeutschen Zeitung“ den Preis für Investigation auf Grund der gleichzeitigen Auszeichnung zweier Journalisten der „Bild“-Zeitung ablehnten, nahmen viele andere Schreiber den renommierten Preis im Hamburger Schauspielhaus entgegen. FAZ-Redakteur Niklas Maak wurde für seinen Text „Architekten: Auf die Barrikaden!“ mit dem Medienpreis in der Kategorie „Essay“ ausgezeichnet. In seinem „Plädoyer für eine andere Architektur“ erzählt Maak über die Ziegelindustrie, die Lügen der Dämmstoffindustrie und das geschmacklose Diktat der Baulobbys.
„Über die Unwirtlichkeit unserer Städte ist schon viel geschrieben worden. Auch viel Unsinn“, so die Jury. „Niklas Maak, der Preisträger in der Kategorie Essay, räumt damit in seiner Arbeit auf. Sein Text ist eine ebenso wilde wie witzige Philippika gegen Archi-Essentialisten und die Simulation von Urbanität, gegen ein Stadtbild anstelle der Stadt und vor allem gegen das angeblich unvermeidbare Diktat des Ökonomischen, das das Bild aktueller Städte prägt. Aber der Blick des Autors geht weiter, hinaus in die Vorstädte, wo er das gleiche Elend in anderer Gestalt ausmacht, wo ‚verputze Billigstkisten mit Gucklöchern‘ stehen, ‚apricotfarbener Dämmputz und Plastiksprossenfenster’ als Schmuck gelten und die ‚Lobbys des Schlüsselfertigen’ eine absolutistische Herrschaft ausüben. Maaks Polemik ist ein glänzender Essay voll Gedankenschärfe und stilistischem Glanz, der den Leser anstößt, die architektonische Ödnis unserer Städte und ihrer Vororte mit neuen Augen zu sehen“, heißt es in dem Urteil der Jury.
Wir können uns diesem Urteil nur anschließen und schauen auf unsere Pinnwand, wo schon seit November neben Luigi Snozzi und Rem Koolhaas der kürzlich geadelte Artikel hängt: Herzlichen Glückwunsch!
Zum Thema:
Auch grandios: Niklas Maaks „Fahrtenbuch“ und „Der Architekt am Strand“
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.
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Frank | 23.05.2012 20:33 UhrEssay
Grundsätzlich begrüße ich es sehr, dass Herr Maak den Preis gewonnen hat, spricht er doch auf sehr kämpferische Art ein wichtiges Thema an.
Nach dem Lesen seines Essays in der FAZ bin ich jedoch schon etwas verwundert.
Herr Maak meint das richtige, sagt jedoch das falsche, indem er die Architekten dazu aufruft, auf die Barrikaden zu gehen.
Wenn offensichtlich Häuser ohne Architekten gebaut werden, was ja eine freie Entscheidung des Bauherrn ist, und diese dann zu einer Verödung der Stadt beitragen, warum sollen dann ausgerechnet die Architekten dagegen protestieren?
Sie wurden ja bewusst nicht involviert - weil die Bauherrn gar keinen Sinn in der Arbeit eines Architekten erkennen können oder nicht bereit sind dafür zu zahlen.
Hilft dagegen ein Protest der Architekten?
Das ist so, wie wenn alle billiges Fleisch im Discounter kaufen, davon krank werden und dann gefordert wird, dass doch die Neulandbauern auf die Barrikaden gehen sollen um gegen diesen Zustand zu protestieren.
Richtig wäre, Architektur auch in der Schule zu vermitteln. Durch Bildung wird die Wahrnehmung sensibilisiert, die Leute werden wählerischer, das angepriesene Traumhaus aus der ARD Fernsehlotterie entpuppt sich dann von selbst als die große Werbelüge.