Das Kinderspital Zürich ist das größte Krankenhaus für die Versorgung von Kindern und Jugendlichen in der Schweiz. Da der jetzige Standort in Hottingen jedoch den heutigen Anforderungen an Platzverhältnisse und Infrastruktur nicht mehr genügt, schrieb das Spital 2012 einen Wettbewerb als selektives zweistufiges Planerauswahlverfahren zur Realisierung eines Neubaus in der Lengg aus.
Anfang Mai kürte die Jury das Projekt von Herzog & de Meuron zum Sieger. In der ersten Stufe hatten 19 von 25 präqualifizierten Teams am Wettbewerb teilgenommen, neben Herzog & de Meuron (Basel) waren folgende Teams zur Bearbeitung ihrer Projekte zur zweiten Stufe zugelassen worden: weberbrunner architekten (Zürich), bauzeit architekten (Biel), Stücheli Architekten und Baumann Roserens Architekten (Zürich), Loudon & Habeler (Wien), Zwimpfer Partner (Basel).
Der Siegerentwurf besteht aus zwei unterschiedlich gestalteten Baukörpern, die dennoch aufeinander Bezug nehmen: Das eigentliche Spitalsgebäude auf dem Areal Süd ist als flacher dreigeschossiger Quader konzipiert – einen Kontrast dazu bildet das als Rundbau geplante Gebäude für Lehre und Forschung. Die Jury lobt „die optimale Funktionalität des Neubaus“; der „kostenbewusste Umgang mit Flächen und Räumen“ bürge für hohe Wirtschaftlichkeit und kostengünstige Leistungserbringung. „Die Integration der beiden unterschiedlichen Baukörper in das heikle Umfeld mit dem Schutzobjekt der Psychiatrischen Universitätsklinik Zürich erfüllt die anspruchsvollen und komplexen städtebaulichen Rahmenbedingungen“, führt das Preisgericht weiter aus.
Das äußere Erscheinungsbild des Spitalbaus wird durch vor- und zurückspringende Geschosse und eine durch Holzlamellen feingegliederte Fassade bestimmt. Die dezente Hülle des Quaders wird im Inneren durch eine Folge von Höfen gebrochen: Sie leiten Tageslicht ins Gebäude und bieten Raum für Grünflächen: Architektur und Natur sollen einander durchdringen.
Die einzelnen Etagen sind mit unterschiedlichen Nutzungen belegt: Im Erdgeschoß befinden sich die Untersuchungs- und Behandlungsräume sowie therapeutische Einrichtungen und das Restaurant, im zweiten Stock liegen die Ärztezimmer, und in der obersten Etage die Krankenzimmer. Die Patientenzimmer sollen durch gewölbte, nach außen gezogene Decken und großflächige Verwendung von Holz Geborgenheit vermitteln. Insgesamt spricht die Jury von einem „Reichtum an verschiedenartigen Aus- und Einblicken in eine spannende für Kinder maßstabsgerechte Innenwelt.“
Das Gebäude für Lehre und Forschung soll durch seinen runden Grundriss den thematischen Fokus veranschaulichen: Alles „kreist“ hier um die wissenschaftliche Arbeit. Über einer Agora-ähnlichen Ebene mit Auditorium und Seminarräumen erheben sich sechs Etagen mit Laborräumlichkeiten und Büros der Forschenden. Verbindendes Gestaltungselement beider Gebäude ist die Kombination von kreisförmigen und rechteckigen Formen: Im Kinderspital dient die Kreisform der Markierung einzelner Lokalitäten wie Treffpunkte oder Bewegungszonen. Der Rundbau des Forschungszentrums hingegen stellt bereits in seiner Gesamtheit einen „Treffpunkt“ dar: Hier sind die Räume im Inneren rechtwinklig angeordnet.
Die Inbetriebnahme des Neubaus ist für das Jahr 2018 vorgesehen, für die Baukosten werden etwa 550 bis 600 Millionen Franken veranschlagt.
Alle Wettbewerbsbeiträge sind bis zum 26. Mai im Zeughaus 3, Kanonengasse 20, 8004 Zürich, ausgestellt.
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