Alltagsarchitektur spielt in der Denkmalpflege meist eine untergeordnete Rolle. Trotzdem muss nicht alles, was den heutigen Anforderungen nicht mehr entspricht vom Erdboden verschwinden. Der portugiesische Architekt Manuel Tojal (Lissabon) entdeckte in einem einfachen Ferienhaus bei Lissabon eine größere historische Dimension – als Zeugnis der in den Fünzigerjahren einsetzenden Verwandlung von Fischerdörfern in Urlaubskolonien. Trotzdem scheute er sich beim Entwurf des Umbaus nicht, das Innere völlig neu und offen zu gestalten.
Hinter dem farbenfrohen Anstrich und den beschaulichen Fenstern liegt nun ein einziger heller Raum. Unter den freigelegten Dachbalken befindet sich eine eingestellte Stahlkonstruktion, die eine Galerie trägt. Schlafzimmer, Bad und Treppe verstecken sich hinter einer Holzwand, die zunächst nur ein Einbauschrank zu sein scheint – tatsächlich erfüllt die Wand auch diese Funktion. Der freistehende Kamin bildet einen besonderen Blickfang, davor sind Überreste des alten Bodenbelags in den Betonboden eingelassen.
Die sehr schmale Veranda des Altbaus dient nur zur Zierde, niemand könnte tatsächlich dort sitzen. Dieser Rest ursprünglicher Gestaltung lässt erahnen, dass die Struktur des Hauses stärker von symbolischer Ornamentik als von funktionalen Elementen bestimmt war. Der Umbau verwandelt das kleine Domizil nun in einen großzügigen, vielseitig nutzbaren Raum. Gleichzeitig lebt die Erinnerung an die regionaltypische Architektur der Nachkriegsjahrzehnte fort. Das Ergebnis kann sich sehen lassen, auch wenn nicht alle Details und Proportionen perfekt sind. Das aber entspricht durchaus der architektonischen Tradition dieses schnell gewachsenen Ortes. (dd)
Fotos: Francisco Nogueira