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22.02.2022
Selbst der Steg ist smart
Hausbootsiedlung in Amsterdam von Space & Matter
Gerade erst haben wir vom dreistöckigen Floating Office in Rotterdam berichtet, heute geht es gleich um eine ganze Hausboot-Siedlung in Amsterdam. Im Rahmen des Projekts „Schoonschip“ ist in einem ehemaligen Industriehafenbecken im Norden Amsterdams ein kleines Quartier aus 30 Hausbooten entstanden. Etwas mehr als die Hälfte davon sind als Zweifamilien-Hausboote ausgelegt, sodass insgesamt 105 Menschen in 46 Haushalten in Schoonschip wohnen. Der Masterplan stammt von Space & Matter (Amsterdam), die schon beim Umbau der ehemaligen Brückenwärterhäuschen 2019 oder mit ihrem Hausbootprojekt „De Ceuvel“ 2014 ihre Expertise für ungewöhnliche Projekte am Wasser vorweisen konnten.
Die Ursprünge der Schoonschip-Siedlung liegen allerdings noch länger zurück. Die Idee, eine Herde von Hausbooten als genossenschaftliches, autarkes Modell zu entwickeln, hatten die Initiatoren Marjan de Blok und Thomas Sykora 2008. Eine Förderung für experimentellen Wohnungsbau half ihnen, zwei Jahre später am Johan-van-Hasselt-Kanal einen geeigneten Standort zu finden,nicht weit vom De Ceuvel-Projekt und dem Büro von Space & Matter.
An vielen Stellen des Projekts geht man neue Wege, weshalb sich die Planungsprozesse als langwierig erweisen: juristisch, technisch, planerisch, ökologisch. Die Hausboot-Gemeinschaft will nicht nur so selbstbestimmt, sondern durch zirkuläre Material- und Energiekonzepte auch so umweltschonend wie möglich sein. Als nachhaltigste, schwimmende Wohngemeinschaft Europas aufzutreten, ist das ambitionierte Ziel.
Insgesamt verfügen die 30 Hausboote über 500 Sonnenkollektoren und 30 Wärmepumpen, die die thermische Energie aus dem Kanalwasser nutzen. Überschüssige Energie wird in der hauseigenen Batterie gespeichert – oder mit den Nachbarn getauscht. Dafür wurde eigens die gemeinschaftseigene Kryptowährung „Jouliette“ ins Leben gerufen. Verbunden wird alles durch den so genannten „smart jetty“ – den smarten Steg, der nicht nur die Menschen zu ihren Botshäusern sondern auch die gesamte technische Infrastruktur trägt.
Die Architektur der einzelnen Häuser konnten die Bewohner persönlich entscheiden. Space & Matter gaben im Rahmen ihres Masterplans nur die Leitlinien und sieben verschieden Bootstypen zwischen 150 und 378 Quadratmetern Wohnfläche vor. An drei Hausentwürfen waren Space & Matter selbst beteiligt. Die anderen Entwürfe stammen von verschiedenen niederländischen Architektur- und Designstudios: Acht alleine von MTB Architecten (Apeldoorn/Amsterdam), zwei von Hollands huis (Amsterdam/Deventer), zwei von Chris Collaris mit i29 Interior Architects (Amsterdam), zwei von John Kusters (Amsterdam). Mit Studio Valkenier und Office Winhov finden sich auch zwei bekanntere Büros der Niederlande auf der langen Liste von Beteiligten.
Und so sieht die fertiggestellte Siedlung dann auch vielfältig aus. Das erste Hausboot wurde im Dezember 2018 am smart jetty verankert, das letzte 2021. Damit ist die Schoonschip-Gemeinschaft erst einmal vollständig. Wie weit sie ein Vorreiter für ähnliche Projekte in Amsterdam, in den Niederlanden oder Europa sein kann, wird sich zeigen. Schoonschip bietet jedenfalls an, die in mehr als 13 Jahren gesammelten Projekterfahrungen zu teilen – damit die nächste Hausbootgemeinschaft vielleicht nicht ganz so lange an ihrem Traum vom Wohnen auf dem Wasser arbeiten muss. (fh)
Fotos: Isabel Nabuurs, Ewout Huibers
Die Ursprünge der Schoonschip-Siedlung liegen allerdings noch länger zurück. Die Idee, eine Herde von Hausbooten als genossenschaftliches, autarkes Modell zu entwickeln, hatten die Initiatoren Marjan de Blok und Thomas Sykora 2008. Eine Förderung für experimentellen Wohnungsbau half ihnen, zwei Jahre später am Johan-van-Hasselt-Kanal einen geeigneten Standort zu finden,nicht weit vom De Ceuvel-Projekt und dem Büro von Space & Matter.
An vielen Stellen des Projekts geht man neue Wege, weshalb sich die Planungsprozesse als langwierig erweisen: juristisch, technisch, planerisch, ökologisch. Die Hausboot-Gemeinschaft will nicht nur so selbstbestimmt, sondern durch zirkuläre Material- und Energiekonzepte auch so umweltschonend wie möglich sein. Als nachhaltigste, schwimmende Wohngemeinschaft Europas aufzutreten, ist das ambitionierte Ziel.
Insgesamt verfügen die 30 Hausboote über 500 Sonnenkollektoren und 30 Wärmepumpen, die die thermische Energie aus dem Kanalwasser nutzen. Überschüssige Energie wird in der hauseigenen Batterie gespeichert – oder mit den Nachbarn getauscht. Dafür wurde eigens die gemeinschaftseigene Kryptowährung „Jouliette“ ins Leben gerufen. Verbunden wird alles durch den so genannten „smart jetty“ – den smarten Steg, der nicht nur die Menschen zu ihren Botshäusern sondern auch die gesamte technische Infrastruktur trägt.
Die Architektur der einzelnen Häuser konnten die Bewohner persönlich entscheiden. Space & Matter gaben im Rahmen ihres Masterplans nur die Leitlinien und sieben verschieden Bootstypen zwischen 150 und 378 Quadratmetern Wohnfläche vor. An drei Hausentwürfen waren Space & Matter selbst beteiligt. Die anderen Entwürfe stammen von verschiedenen niederländischen Architektur- und Designstudios: Acht alleine von MTB Architecten (Apeldoorn/Amsterdam), zwei von Hollands huis (Amsterdam/Deventer), zwei von Chris Collaris mit i29 Interior Architects (Amsterdam), zwei von John Kusters (Amsterdam). Mit Studio Valkenier und Office Winhov finden sich auch zwei bekanntere Büros der Niederlande auf der langen Liste von Beteiligten.
Und so sieht die fertiggestellte Siedlung dann auch vielfältig aus. Das erste Hausboot wurde im Dezember 2018 am smart jetty verankert, das letzte 2021. Damit ist die Schoonschip-Gemeinschaft erst einmal vollständig. Wie weit sie ein Vorreiter für ähnliche Projekte in Amsterdam, in den Niederlanden oder Europa sein kann, wird sich zeigen. Schoonschip bietet jedenfalls an, die in mehr als 13 Jahren gesammelten Projekterfahrungen zu teilen – damit die nächste Hausbootgemeinschaft vielleicht nicht ganz so lange an ihrem Traum vom Wohnen auf dem Wasser arbeiten muss. (fh)
Fotos: Isabel Nabuurs, Ewout Huibers
Zum Thema:
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