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01.08.2016
Boden, Wand, Linie
Haus von AZO Sequeira Arquitectos in Porto
Hier geht es um grafische Linien und Kompositionen. AZO Sequeira Arquitectos aus Braga haben ein Wohnhaus für eine junge Famillie in Porto realisiert, das sich gut in den geschmackvollen Minimalismus einordnen lässt, der zur Zeit fast schon einen typisch portugiesischen Stil ausmacht. Hier zeigt sich die zeitgenössische Variante einer reduzierten Betonmoderne, derart runtergebrochen, dass sie schon wieder überformt ist, wie es das Beispiel von João Mendes Ribeiro zeigt.
Das Haus mit dem Namen Bonfim steht an der Stelle eines Siebzigerjahre-Baus. Sequeira Arquitectos haben die Architektur des abgetragenen Originals in den Neubau integriert: In den gleichen Maßen übernahmen sie den schmalen, rechteckigen Grundriss und legten darauf vier Geschosse mit Unterkellerung an. Massive Betonwände ziehen sich spangenartig an den zwei Längsseiten des Baus bis zum 3. Obergeschoss hoch, wo sie sich zu einem abstrahierten Satteldach verjüngen. Die Straßen- und Gartenfront hingegen sind verglast. Vorgehängte Holzlamellen sind nicht nur ein rein ästhetischer Kontrast zum kühlen Beton, sondern ein auf- und zuklappbarer Sonnenschutz. Frei gesetzte Fenster öffnen die Seitenwände aus Ortbeton großflächig.
Die Komposition aus Holz, Glas und Beton legt ein klares grafisches Muster auf den Bau, dessen Minimalismus sich im Inneren fortsetzt. Während außen die Flächen betont werden, sind es innen die Linien. Im Zentrum ist die Treppenanlage mit ihren freien, geraden Stiegen, um sie herum bilden die einzelnen Räume eine Peripherie. Sequeira Arquitectos variieren zwischen abgeriegelten Räumen, wie den Schlafzimmern im zweiten Geschoss, und offenen Zonen, wie dem Wohnzimmer, das sich ohne Wände über die gesamte Länge des Baus zieht. Ein durchdekliniertes Konzept mit Glastüren und -brüstungen reduziert die Präsenz von notwendigen Einbauten maximal. Im Endeffekt gelten in diesem Wohnhaus nur Boden, Wand, Linie. (sj)
Fotos: Nelson Garrido
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