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01.07.2009
Hommage an Karl Popper
Haus und Garten bei Pforzheim fertig
Wir haben über den Spatenstich und das Richtfest dieses ebenso kleinen wie ungewöhnlichen Projektes berichtet, nun ist es uns ein großes Vergnügen, auch die Fertigstellung zu vermelden. Nach Plänen des Architekten Florian Stocker ist nun der Umbau eines Wohnhauses, der Neubau eines weiteren Wohnhauses sowie die extravagante Gestaltung der umgebenden Landschaft fertig gestellt worden.
Schon der Name des Projekts verspricht Mystisches: Der Name des Geländes – „Engelsbrand“ – geht auf die Legende eines Mönches zurück, der hier bei Pforzheim früher Brandrodungen betrieben haben soll, die nicht immer glimpflich ausgingen. Oder war es doch ein Blitzschlag, der den Brand auslöste? Jedenfalls haben sich hier auf einem 92 Hektar großen Grundstück zwei Brüder das alte Elternhaus geteilt, das jedoch trotz Anbaus (2008, ebenfalls von Florian Stocker) igrendwann zu klein wurde; flugs wurde der Architekt mit dem Neubau beauftragt und entwarf einen rohen, fünfgeschossigen Würfel mit vorgehängter Sichtbetonfassade, der sich selbstbewusst in die Landschaft stellt.
„Außen streng mit radikalen Rampen, Böschungen und ebenen Terrassen bildet der Baukörper den Start des Geländes“, so schreibt es der Architekt. „Die wilde Landschaft des Nordschwarzwaldes wird künstlich gefasst, um sich entlang der Sommersonnenwendachse über 250 Meter zum wilden Biotop zu befreien.“
Denn das gesamte Grundstück wurde nach den Plänen des Architekten umgestaltet. Zwar sind die Pflanzen noch jung, aber in den kommenden Jahren soll hier ein Landschaftsgarten entstehen, dessen zentrale Achse sich nach der Sommersonnenwende richtet. Im hinteren Teil des Gartens ist ein Loch in die Vegetation geschnitten, durch das man auf die brandgerodete Hochfläche schauen kann. An dieser Achse reihen sich zwei weitere Höhepunkte, deren Beschreibung wir dem Architekten überlassen wollen:
„Erstens die ‚Villa Anseri‘ als romantisches Relikt, mit der eine klassische Vergänglichkeit in den Garten einzieht, hinter der sich ein Gänsestall verbirgt. Zweitens die Falsifikationsschaukel als Hommage an Karl Popper, die ein archaisches Experiment mit dem eigenen Körper durchführt und unser Denken prüft, denn ‚unser Wissen ist ein kritisches Raten, ein Netz von Hypothesen, ein Gewebe von Vermutungen‘ (Karl Popper): Eine 7 Meter hohe Kettenschaukel, die auf der Achse Sommersonnenwende schwingt.“
Ein ebenfalls geplanter Oktaeder aus Cortenstahl, der als Pavillon im hinteren Teil des Gartens entstehen sollte, wird nicht realisiert. Er sollte einen „rationalen Mikrokosmos als Herz des ungeordneten Makrokosmos“ bilden. Er wird ohne ihn zurecht kommen müssen, der Makrokosmos.
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Das neue Wohngebäude
Die „Falsifikationsschaukel“ vor der Sommersonnenwendachse, rechts die „Villa Anseri“
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