„Refugium, Laboratorium, Klausur“: Im österreichischen Steyr lassen die ebenfalls hier ansässigen Hertl Architekten in den Gemäuern einer Bauernhaus-Ruine einen neuen Rückzugsort entstehen. „Mit abgeschotteter Geste sorgt das Areal für Stille, ist aber gleichzeitig offen für Gäste, die sich hier zurückziehen wollen“, schildern die Architekten die Eigenschaften des Gebäudes.
Die Ausgangslage war günstig. Das steil abfallende, 790 Quadratmeter große Grundstück liegt direkt am Ufer der Enns und ist von einer dichten Vegetation umgeben. Die alten Mauern aus Ziegel- und Flusssteinen versprachen eine verwunschene Atmosphäre. Das Resultat – eine sensible und feine Ergänzung des Bestands – ist jedoch dem Geschick der Architekten zu verdanken.
Die Struktur des 200 Quadratmeter großen Hauses ist auf den ersten Blick kaum greifbar. Treppen führen hier scheinbar ins nirgendwo, Mauern schieben sich voreinander, von der Straße aus erkennt man kaum, was sich hinter der geschlossenen Betonfassade verbirgt. Bewusst arbeiten die Architekten mit dem Versteck als Stilmittel und ergänzen die noch stehenden Mauern mit Betonelementen.
In das leere Bestands-Rechteck setzen sie wie in einen Gefäß einen „Betonriegel“, in dem sie die Wohnnutzung konzentrieren: links die Gästezimmer, rechts eine Treppe entlang einer Wand mit unterschiedlich großen Öffnungen. Unterhalb dieses Kerns befindet sich ein weiträumiger Salon, der mit einer Glaswand an den Innenhof anschließt. Zum Fluss hin kragt das Betonvolumen weit aus – ein Zitat der historischen Aussichtserker.
„Kindheitserinnerungen an Ruinen kommen einem in den Sinn“, sagen die Architekten. In der Tat: das Haus zwischen den grünen Farnen am Ufer der Enns scheint der Szenerie der Charles Perrault-Märchen entkommen zu sein. (pg)
Fotos: Walter Ebenhofer
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Felix | 10.02.2015 12:33 UhrMal wieder
...ein grandioses und unglaublich poetisches Projekt aus diesem kleinen Büro in der österreichischen Provinz!
Glückwunsch und weiter so!