Das Schweizer Dörfchen Galbisio, das bislang vor allem den Freunden des Klettersports ein Begriff war, ist um eine architektonische Attraktion reicher. Denn Davide Macullo Architects (Lugano) hat hier im Tessin kürzlich sein Swiss House XXXIV fertiggestellt. Ob der ganz in Grau gehaltene Sichtbetonbau bei seinen Nachbarn auf Zustimmung stößt, ist leider nicht bekannt. Die Aufmerksamkeit ist dem 260 Quadratmeter großen Einfamilienhaus in idyllischer Hanglage jedenfalls gewiss.
Die massiven, unregelmäßig angeordneten und ineinander verschachtelten Wände schotten das Innere des Hauses mehr als deutlich von seiner Umgebung ab. Das Grau des Betons tut sein Übriges zum burgartigen Eindruck. Lediglich zur Gartenseite öffnet sich der Bau ein Stück weit, hier gibt es bodentiefe Fenster, die Licht ins Innere lassen. In vielerlei Hinsicht zeigt sich das Haus radikaler als das kürzlich publizierte Haus in Preonzo, das sich stärker an den regionalen Architekturtraditionen des Tessins orientiert.
Der Entwurf ist als Sammelsurium, als Konstellation von Punkten gedacht, die entsprechend den Bedürfnissen seiner Bewohner interpretiert werden können. Nur wenige räumliche Bereiche sind festgelegt, vieles ist vom Nutzer abhängig. Die spezielle Bauweise soll dabei zwei Dinge vermitteln: Zum einen den Schutz der Bewohner, zum anderen den Gedanken an die Ewigkeit – beides verknüpft mit der Bezugnahme auf die das Dörfchen umgebenden Felswände. Sparsame Gesten, keine Schnörkel, kein Schnickschnack. Stattdessen Konzentration der Kraft in einer immer hektischeren Welt. Damit einher geht die Reduktion auf die Würfelform als – wie es die Architekten nennen – Urelement eines neuen Organismus. Die aufgefächerten Betonwände sollen dabei an abgebrochene Fragmente mittelalterlicher Burgen der Gegend erinnern. Von innen heraus ergeben sich durch die Konstruktion genau durchdachte Blickbeziehungen zu markanten Punkten in der Umgebung oder eben auf die Weinreben der Nachbargärten.
Gedacht haben sich Davide Macullo Architects ein lebensfrohes, der Zukunft zugewandtes Bauwerk. Doch man möchte sich kaum vorstellen, welche Stimmung in dem Haus an kalten, nassen Wintertagen herrscht. (kat)
Fotos: Alexandre Zveiger