Traumwetter, eine schöne Bucht voller Boote, Steilufer mit Kalkfelsen und eine pittoreske Hafenpromenade – vor diesem Hintergrund erwartet man vermutlich eine gehobene Wohnarchitektur, die das Maximum aus Lage und Aussicht zieht. Im vorliegenden Fall ist das anders. Denn L’Ortu Duzzi im Hafen von Bonifacio an der Südküste Korsikas ist ein Haus, in dem die lokalen Fischer arbeiten.
20 Lager- und Werkstatteinheiten befinden sich in dem langgestreckten, weitgehend eingeschossigen Bau am nördlichen Ufer des Hafens. Dazu kommen einige weitere Betriebsräume, ein Verkaufsbereich für Fisch, ein Büro der Seenotrettung SNSM und eine „community hall“. Verantwortlich für das gelungene Haus – für das der profane Begriff Betriebsgebäude nicht so recht zutreffen mag – sind BuzzoSpinelli Architecture, ein 2014 gegründetes Büro mit Sitz in Paris und Bonifacio. Gekostet hat der im letzten Jahr fertiggestellte Neubau – der im Auftrag der Gemeinde entstand – gut eine Million Euro (vor Steuer).
Die lokale Verbundenheit der beiden jungen Bürogründer ist L’Ortu Duzzi deutlich anzumerken. Souverän setzten die Architekten das leicht geknickte Haus aus Sichtbeton vor die steil aufragenden Kalkfelsen. Ein großzügiger Dachüberstand sorgt für Verschattung, der durchgehende Einsatz von dreiteiligen Schiebetüren aus Holzlamellen für eine angenehme ästhetische Einheitlichkeit. Zwei offen geführte Treppen enden auf dem begehbaren Dach.
Drei „Durchbrüche“ gliedern den Baukörper, schaffen offene und zugleich verschattete Aufenthaltsbereiche und erlauben es, die beeindruckenden Kalkfelsen hinter dem Haus wahrzunehmen. Mit Blick auf die Positionierung direkt am Wasser wird klar, dass es sich hier um eine Architektur handelt, die sich auf geschickte Weise zum öffentlichen Raum der kleinen Hafenstadt öffnet und diesen als Ort des alltäglichen Lebens und traditionellen Arbeitens der lokalen Bevölkerung reaktiviert. (gh)
Fotos: Serge Demailly
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