Bereits seit den 1950er Jahren bietet das Haus der Jugend in Heidelberg Kindern, Jugendlichen und jungen Familien einen Ort des Zusammenkommens. Um das umfangreiche Angebot der öffentlichen Einrichtung aufrechterhalten und weiter ausbauen zu können, lobte die Stadt 2016 einen offenen, internationalen Wettbewerb aus, den das Büro Murr Architekten aus Dießen am Ammersee für sich entscheiden konnte.
Für den schlichten Neubau mit einer Bruttogrundfläche von rund 2.000 Quadratmetern, der im Rahmen der IBA Heidelberg geplant und im letzten Jahr fertiggestellt wurde, musste zunächst ein maroder Bestandsbau aus den 1950er Jahren weichen. Ihren Entwurf entwickelten Murr Architekten ausgehend von den vielfältigen Nutzungen der Einrichtung. Das Raumprogramm umfasst ein Café mit Bar, Tanz- und Theatersäle, Werkstätten, eine Disko, einen Bandproberaum sowie einen Seminarbereich. Herzstück ist ein zweistöckiger Multifunktionssaal für Vorträge oder Aufführungen. Ihren gestalterischen Ausdruck finden die verschiedenen Nutzungen vor allem durch die unterschiedlich geformten Fensterformate. Von außen eher auf den zweiten Blick erkennbar, wird die Diversität im Inneren etwas deutlicher. Hier bestimmen variierende Deckengeometrien die verschiedenartige Wirkung der Räume.
Im Eingangsbereich etwa betont eine vielfältig geformte Decke – Tonne, Giebel und die flache Variante kommen hier zusammen – dessen offenen Charakter. Mehrere Eingänge verbinden das Erdgeschoss mit dem Außenraum. Im vorderen Bereich liegen das Foyer und ein Café, im hinteren der zweigeschossige Multifunktionsraum und die Erschließung. Im Obergeschoss befinden sich Tanz- und Theatersaal, die Räume der Kunst- und Holzwerkstatt, Garderoben und Umkleiden als auch das Büro für die Mitarbeiter*innen. Im Keller sind Disko und Bandproberaum untergebracht, die durch einen separaten Zugang auch außerhalb der Öffnungszeiten des übrigen Hauses nutzbar sind. Den Außenraum, der ebenso schlicht wie der Bau selbst daherkommt, gestalteten L+P Landschaftsarchitekten aus München.
Konstruktiv handelt es sich um einen Holzhybrid. Auf dem Untergeschoss aus Stahlbeton wurde ein Tragwerk aus Holzständerwänden errichtet. Im Erdgeschoss kamen aufgrund der größeren Spannweiten und Fensteröffnungen zusätzlich Stahlstützen zum Einsatz. Die hinterlüftete Fassade wurde mit Holzprofilen aus Weißtanne verkleidet, die durch ihre der Gebäudehöhe entsprechenden Länge von 8,50 Metern den unaufgeregten Charakter des Baus unterstreichen. Die Baukosten belaufen sich auf rund 9,4 Millionen Euro. (dsm)
Fotos: Thilo Ross, Simon Menges
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peter | 08.06.2023 14:30 Uhrich finds super
trotz oder gerade wegen bild 8. das teil ist eine spannende collage, fein detailliert zudem.
der eine oder andere formalismus geht in ordnung, er verleiht dem ort eine erfreuliche unverwechselbarkeit.
vielen dank an den ammersee!