Südlich von Belgrad, circa 18 Kilometer vom Stadtzentrum entfernt, liegt der Berg Avala. Trotz seiner geringen Höhe von nur 511 Metern bietet er aufgrund seiner exponierten Lage einen freien Panoramablick über die Stadt und umliegende Landschaft. Auf einem Hanggrundstück entstand hier nach Plänen des Büros TEN (Belgrad, Zürich) ein Bungalow für einen privaten Bauherrn – eine Stahlskelettstruktur, die auf zwei Betonformen ruhend über einem Obstgarten schwebt. Dabei ließen sich die Architekt*innen nicht nur konzeptionell auf ein Experiment ein. Vorgabe war auch die ausschließliche Verwendung lokal verfügbarer Materialien und Bauweisen. Dabei wurde der Bauherr, ein ortsansässiger Handwerker, intensiv in die Bauausführung involviert.
Die Grundstruktur des Bungalows wurde als ein 16 mal 16 Meter großes Quadrat angelegt, das sich um einen Innenhof erstreckt. Auf dieser Basis entwickelten TEN eine offene Rahmenstruktur mit filigranen, schwarz gestrichenen Stahlprofilen, angelegt in einem Raster von 3,2 mal 3,2 Metern. Diese Struktur berührt hangseitig den Boden, während sie auf der anderen Seite auf zwei Fundamenten aufliegt, die als skulpturale Formen in Sichtbeton ausgebildet und begehbar sind. Hier befinden sich ein Abstellraum und außenliegendes Bad.
Im Grundriss ergeben sich vier Plattformen, die an den Ecken ineinandergreifen und von den Architekt*innen als Terrassen bezeichnet werden. Diese unterscheiden sich durch ihre Beläge: Das erdberührende Niveau wurde mit Holzelementen versehen. Von diesem Teil aus gelangt man über eine mit Stahlblechen belegte Plattform zu dem Wohnbereich, der über einen Boden aus Fertigbetonteilen verfügt. In die Bodenöffnungen der vierten Terrasse wurden Netze gehängt.
Das Haus selbst besteht aus einem fünfzig Quadratmeter großen Raum, in dem Küche, Ess- und Wohnbereich, Bad und Schlafbereich lediglich durch Vorhänge voneinander abgegrenzt werden. Nach Süden hin öffnet sich der Baukörper mit einer großen Glasfassade. Sogar die gegenüberliegende Wand, die sich aus zehn großen, schwenkbaren Türen zusammensetzt, lässt sich komplett öffnen. Durch seine Flexibilität lasse das Haus verschiedene Szenarien der Exposition zur Natur innerhalb des Gebäudes zu. Das Haus spiele mit der Balance zwischen Gewicht und Leichtigkeit, zwischen Ausdehnung und Kontraktion, schreiben die Architekt*innen.
Dem serbisch-schweizerischen Planungsteam war eine gewisse Direktheit im Umgang mit den Materialien und das Offenlegen von Details wichtig. Deshalb zeigen sie Fugen, Verbindungen und Aussteifungen. In ihrem Entwurf sehen die Architekt*innen außerdem einen Bezug zur jugoslawischen Avantgarde. Diese habe zu Pionierzeiten einen Transformationsprozess in der Gesellschaft ausgelöst, basierend auf der lokalen Anpassung fortschrittlicher Technologien und der Selbstbestimmung in Design und Konstruktion. (dsm)
Fotos: Maxime Delvaux, Milos Martinovic, Relja Ivanic
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auch ein | 19.05.2021 11:27 Uhrarchitekt
heisses teil!
über offene klos neben dem bett mitsamt beobachtung durch alles was im garten rumläuft
incl. dem Fensterputzer kann man sich streiten...
was ich nicht verstehe sind die netze. man will geländer sparen (wegen der aussicht?). find ich gut.
warum sind sie aber genau da NICHT wo man aus den öffnungsflügeln fallen kann?