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21.10.2021
Fluch der Kurven
Haus auf Menorca von NOMO Studio
Es ist natürlich allein die Schuld des Autors dieser Zeilen, beim Titel des jüngsten Projekts von NOMO Studio wiederholt cursed statt curved zu lesen, also verflucht statt gewölbt. Und doch, angesichts der Obsession, mit der beim Curved House selbst noch die Nachttische mit Rundungen verziert wurden, liegt die Idee, dass ein Fluch auf der Architektur lastet, irgendwie auch nicht ganz fern. Das Wohnhaus auf der Baleareninsel Menorca bekommt dadurch bei ansonsten eher konventioneller Zutaten einen ganz eigenen Charakter.
Das Architekturbüro mit Sitz in Barcelona hat bei seinen Inselvillen längst eine dezidierte eigene Handschrift entwickelt. Insofern sind auch bei ihrem Curved House bekannte Motive zu erkennen: Weiße Wände treffen auf gelbliche Bruchsteine, grauer Beton auf helles Holz, und meist werden die Grundrisse fließend über mehrere Etagen entwickelt. In diesem Fall ist zunächst nur der obere Teil des Hauses zu erkennen, das sich straßenseitig hinter einer Mauer versteckt. Hinter dem Gartentor geht es dann über eine Brücke ins Zugangsgeschoss, das einerseits die Schlafzimmer und andererseits einen Sonnenpatio beherbergt. Letzterer ist noch mal um ein halbes Geschoss nach oben versetzt, was wiederum eine visuelle Verbindung des Flurs mit der darunterliegenden Ebene erlaubte. Insgesamt zählen die Architekt*innen immerhin sechs Teilebenen.
Das Hauptgeschoss des rund 180 Quadratmeter großen Hauses wird von einem zentralen Küchen- und Wohnbereich dominiert. Eine hölzerne Treppe und ein Küchenblock mit integrierten Holzstühlen setzen hier natürliche Akzente zu den mineralischen Oberflächen in Grau und Weiß. Große Scheiben öffnen den Raum außerdem zum Garten, wobei der Übergang dank einer überdachten Terrasse graduell verläuft. Hier befindet sich auch, zumindest während der langen Sommermonate, der Esstisch. Ein schmaler Schlitz quer durchs Volumen dürfte dabei auch bei stehender Hitze für etwas Zugluft sorgen.
Doch zurück zu den Kurven, den verfluchten. Die Architekt*innen beschreiben ihr Projekt als Wechselspiel von teils mehrfach gewölbten Geometrien, die in der Horizontalen den Raumeindruck bestimmen, und scharfkantigen vertikalen Einschnitten, mit deren Hilfe sie das Programm organisieren. Resultat ist ein einfaches Volumen mit komplexem Innenleben, das die übliche Vorstellung eines Einfamilienhauses subtil manipuliert. (sb)
Fotos: Adrià Goula
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