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17.08.2021

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Fockendorfer Ziegelkonzert

Haus Erler von Meier Unger Architekten


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Ein Wohnhaus mit Nebengebäude inmitten eines Dorfes zu entwerfen, so lautete die Aufgabe an das Leipziger Büro Meier Unger Architekten, als sie mit den Entwürfen für Haus Erler im knapp 800 Einwohner zählenden thüringischen Fockendorf begannen. In ihrem Text, den sie zum Projekt verfasst haben, beschreiben Jan Meier und Lena Unger, dass sie ihre entwerferische Motivation in regionalen Dorfplätzen, Hoftypologien und den örtlichen Wegen in die Landschaft gefunden hätten, in Dorfstrukturen, die ihrem Maßstab entsprechend eine interessante Ausbildung von Gemeinschaft und Öffentlichkeit und eine scheinbar zufällige Komposition von Nachbarschaften aufweisen.

Ihren Entwurf verstehen sie demnach nicht als Gebäude, sondern als vielseitig lesbares Ensemble aus räumlichen Situationen, das Qualitäten für Bewohner und Passanten bereithält. Wer die Fotos von Haus Erler betrachtet, kann dem durchaus folgen. Denn es gibt nicht die eine Ansicht, die alles erklärt. Immer steht eine Gebäudekante im Vordergrund, eine Stütze oder ein Fassadenpfeiler. Mal gehören sie zum Carport oder zum Werkstattgebäude, mal zum Hochbeet oder zum Wohnhaus selbst. Das macht neugierig und zeigt zugleich die Grenzen der fotografischen Architekturbetrachtung auf. Wer ein Gebäude erleben will, muss es begehen.

Bleibt Meier Ungers' Erzählung zu den Mauerwerksfassaden. In Zeiten perfekter Industrieprodukte sollten die Ziegel eine handgemachte Anmutung erhalten. Fündig wurden sie bei einer Ziegelmanufaktur in Nossen, die noch mit alten Maschinen fertigt und das Architektenpaar in den Produktionsprozess eingreifen ließ. Damit jeder einzelne Ziegel zum Einzelstück wurde, erhöhten sie den Wassergehalt der Rohmasse und machten die Steine formbarer und damit die Spuren der Herstellung stärker sichtbar. Sie ließen die Gummibänder der Förderanlage weniger reinigen, damit die Oberflächen zusätzliche Kerben und Abdrücke bekamen.

Auch die Fügung der Ziegel füllt einige Zeilen Text: Ein wilder Verband, gemauert mit den Lagerseiten als Sichtseite im Normalformat, bildete das Grundgerüst. Neben der Detaillierung von Relief, Stürzen und Kapitellen wollten sie die Dachränder subtiler ausbilden. Aus Kostengründen wurde der Ziegel als 7-Schlitz hergestellt, auf die Schlitzseite gedreht und je nach Situation als Halb- oder Vollstein analog der Fugen ausgemörtelt. Weil der Dachabschluss ebenfalls ein Ziegel sein sollte, wurde eine Hohlpfanne mit kleinen 3 x 3 cm Ziegelstücken aus den Resten der Verarbeitung verziert und als Fries gestaltet. Bleibt zu hoffen, dass auch die Bewohner*innen dies alles zu schätzen wissen. (fm)

Fotos: Philip Heckhausen


Kommentare
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.

15

peter | 22.08.2021 15:51 Uhr

danke!

ganz große klasse.hier ist architektur endlich mal wieder baukunst, ohne ins flache, sentimental-historisierende abzugleiten.
heinz bienefeld schaut darauf sicher mit genugtuung von seiner wolke herab :)

14

genius loci | 19.08.2021 16:46 Uhr

@Jan

Es geht hier überhaupt nicht um die Größe des Carports (mir zumindest), vielmehr um die Optik. Diese schwarzen Elemente an den Stützen sehen aus, wie mit Gaffa Tape umwickelt. Hier hätte man ruhig ein bisschen mehr nachdenken können. Passt so einfach nicht zum liebevoll durchgestalteten Ziegelbau.

13

Jan | 19.08.2021 10:10 Uhr

Carport

Ich verstehe die hier geführte Carportdiskussion nicht.

Das Haus steht in einem 800 Seelen Dorf in Thüringen, da braucht man sicherlich zwei Autos.
Der Carport ist üppig dimensioniert, sodass man bequem aussteigen kann.
Zudem sieht das Nebengebäude sehr nach Atelier aus. Vielleicht hat der Bauherr einen Transporter oder ein Wohnmobil...

Die Größe der Carports finde ich überaus nachvollziehbar.
Das Haus ist zudem mehr als gelungen.

12

genius loci | 18.08.2021 18:13 Uhr

@Sudan

Haha, Bild 9 ist echt wunderbar!Ich finde das Haus größtenteils auch gut gelungen. Das Carport ist allerdings ein ziemlicher Fremdkörper, auch nicht schön finde ich. Am meisten weh tun mir aber die weißen Mörtelfugen... so schöne Ziegel und dann diese blendende Fuge.. ist aber sicher eine persönliche Geschmackssache.

11

mages | 18.08.2021 09:04 Uhr

BESTÄNDIG?

Mangelnden Gestaltungswillen kann man hier kaum jemandem vorwerfen, finde ich. Wahrscheinlich wird man dieses Gebäude auch in 25 Jahren noch zu schätzen wissen, während es mittlerweile nicht unüblich ist, ähnlich alte Gebäude wieder abzureißen, weil man mit ihnen offensichtlich nichts mehr anfangen kann.

10

auch ein | 18.08.2021 08:27 Uhr

architekt

@5: wie finden sie denn das haus?

9

Sudan | 18.08.2021 08:05 Uhr

Bild 9

Bestes Beispiel für ein Bild, das die Welt nicht braucht.

8

Lars K | 17.08.2021 21:22 Uhr

süßer die klinker nie klingen

Keine Innenraumfotos? Wird der Ziegeltornado dort fortgesetzt?
Für mich persönlich etwas zu viel des Guten. Vielleicht hätten die Nebengebäude dann auch mal ein anderes Material haben dürfen, der Hof zwischen den Gebäuden aber ist gut und auch sonst ist die orientierung der Räume zueinander und die Proportionen prächtig. Daher: Um meinen Geschmack gehts da ja nicht. Gut gemacht!

7

STPH | 17.08.2021 19:06 Uhr

...

Wenn der lageplan genordet ist wollten die bauherrren einfach nicht mit der sonne um das haus tanzen, also keinen nordgarten. Lieber so eine art hof, dafür weniger haus. Der opulent tempelhafte carport zentriert das schräge grundstück und markiert anwesenheit, aber wiederum als raum. Insgesamt dieses zurücktretende Raumwollen eines Bienefeld.

6

50667 | 17.08.2021 17:40 Uhr

Vieles richtig gut und sehr individuell gemacht ...


...wenn da nicht dieser scheinbar einem Alptraum entsprungene und völlig überdimensionierte Carport wäre........

5

auch auch ein | 17.08.2021 17:04 Uhr

architekt

Hr. "auch ein architekt" scheint ein wütender Troll zu sein...machen Sie doch mal Urlaub.

4

Philipp Luy | 17.08.2021 16:34 Uhr

Hut ab

Schönes, sorgfältig geplantes Meisterstück. Saubere Ausführung und die Liebe zum Detail sind ein wertvoller Gegenentwurf zum gesichtslosen WDVS EFH im Neubaugebiet (weißer Putz, schwarzes Dach und schwarze Fenster) in tausendfacher, seelenloser Variation.
Hier haben leidenschaftliche Architekten geplant - das Ergebnis kann sich sehen lassen und wird - ganz nebenbei - dem Bauherren noch lange Freude bereiten!

3

Christoph Macholz | 17.08.2021 16:25 Uhr

wunderbar!

Was für ein wunderbar durchgestaltetes Haus!
Einfache Mittel, aber jede Ecke einzeln angesehen, da geht mir das Herz auf!

2

schmendrik | 17.08.2021 16:14 Uhr

Ziegelkonzert

cool

1

auch ein | 17.08.2021 15:58 Uhr

architekt

"ihre entwerferische Motivation"

die seh ich nicht. ausser sich an allen ecken und enden im detail von ziegeln in jeder abartigen form und funktion zu verausgaben. mindestens zu zweit und das ist schon zuviel.

von den details der goldenen türchen und betonstützen ganz zu schweigen...

 
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