Über drei Jahrzehnte haben die Münsteraner auf eine Modernisierung ihres Bahnhofes gewartet. Nun endlich ist ein neues Empfangsgebäude Wirklichkeit geworden. Am 24. Juni wurde es offiziell eröffnet. Selbst der Bischof kam und sprach seinen Segen.
Dabei stand die Planung lange unter keinem guten Stern – mühsam addierten sich die vielen Anläufe. Erst, als Bürger, Anlieger und Stadtpolitiker sich immer deutlicher zu Wort meldeten, versprach auf halber Strecke Bahnchef Mehdorn schließlich beim Kramermahl 2007 einen baldigen Baubeginn. Doch auch dieser ließ auf sich warten, wiederholt scheiterten Investorenprojekte. Der Neubau wurde schließlich als Eigenprojekt der DB Station & Service AG möglich. In die Finanzierung flossen Zuschüsse von Bund und Land. Der Bahnhof Münster zählt zu den zehn großen in NRW – über 68.000 Reisende und Besucher bezeugen dies täglich. Auch die Stadt beteiligte sich mit einem Zuschuss von fünf Millionen Euro.
Entstanden ist ein 150 Meter langes, dreigeschossiges Empfangsgebäude, das mit seiner bewegten, vom Büro Werner Sobek entwickelten Glasfassade eine neue, geschlossene Kante zur Stadt bildet. Der Glasvorhang schlängelt sich durch die Stützen, an zwei Eingängen schwingt er zurück. Im Inneren bietet eine helle Mittelhalle mit 21 Ladengeschäften Aufenthaltsqualität und Reisekomfort.
Es kam Münster zugute, dass der Bahnkonzern ab 2008 ein eigenes, ambitioniertes Planungsteam unter der Leitung des im Jahr 2015 verstorbenen Marc Ulrich aufbaute. Mit dieser Unternehmenseinheit sollten neue Wege – funktional wie gestalterisch – in der Bahnhofsplanung erprobt werden. So konnten Vorstellungen und Wünsche der Stadt einfließen und das Projekt stärken. Unter anderem wurde die Einzelhandelsfläche strikt begrenzt. Dem Neubau steht es gut zu Gesicht, dass ihn Teile der Fünfzigerjahre-Bebauung rahmen. Seine zu den Gleisen dynamisch gestaltete Seite verweist dagegen auf gedankliche Vorläufer des Neuen Bauens.
Die Gesamtinvestition inklusive Modernisierung der Verkehrsstation liegt bei rund 76 Millionen Euro. Jetzt fehlt nur noch eine ansprechende Gestaltung des Berliner Platzes – damit der Glasvorhang auch zur Geltung kommen kann. Entsprechend dem Leitspruch des Teams: Linien müssen fließen.
Stefan Rethfeld
Zum Thema:
Zum Neubau ist ein Buch erschienen: Wolfgang Fiegenbaum/Philipp Luy: Hauptbahnhof Münster (Westf.) - Ein neuer Bahnhof für die Stadt, Berlin 2017
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.
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Jan B | 29.06.2017 19:50 UhrUmgebung
Fügt sich super in die Umgebung ein. Passend zu Münster. Könnte überall stehen. Belanglose Architektur, wenn es überhaupt den Namen verdient. Leider muss ich meinem Vorredner widersprechen. Das Bauen sollte man fast nicht mehr den Architekten überlassen, denn genau dann kommt sowas dabei heraus...Nur in den seltensten Fällen gelingt es einem Zeitgenossen sich einzufügen. Die Hochschulen lehren derartige Langeweile nicht mehr. Es muss immer Klamauk sein. Sich selbstbewusst von der Umgebung abheben.