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28.02.2014
Zum 85.: Back to California
Hat Gehry die Moderne neu erfunden?
Frank O. Gehry wird heute 85, und wie es sich für einen Stararchitekten im besten Alter gehört, dürfte er seit seinem 80. Geburtstag 2009 sein gebautes Werk zumindest dem Volumen nach praktisch verdoppelt haben. Hier ein Hochhaus, da eine Konzerthalle, dort ein Museum, so kommt einiges zusammen. Gerade in der eigenen Zunft macht sich Gehry damit jedoch nicht gerade beliebt, und ja, seine jüngsten Entwürfe wie das Hochhaus am Alexanderplatz könnten schon inspirierender sein.
Das alles verdeckt jedoch die Tatsache, dass der Kanadier Gehry einst als junger kalifornischer Architekt mithalf, die Moderne neu zu erfinden. Teuer konstruierte Edeldetails à la Mies, das war gestern. Plötzlich reichte ein wenig Wellblech, Holz und Improvisationskunst, um eine dynamische Formensprache zu entdecken.
Dass diese Architektur immer auch eine spezifische kalifornische war, der die Reise um die Welt nicht unbedingt gut tun würde – das hätte eigentlich klar sein können. Was am Pazifik löchrig-leicht und zwanglos daherkommen konnte, das musste in kühleren Breiten schnell teuer und aufwendig werden. Und was im flachen Städtemeer zwischen Los Angeles und San Diego rettende architektonische Inseln waren, konnte im dichten europäischen Kontext leicht als arrogante Ignoranz aufgefasst werden.
Nach der weltumspannenden Expansion der Marke Gehry darum lieber wieder zurück an die Westküste, zurück zu den Ursprüngen. Zu der anarchischen Verspieltheit seines eigenen Hauses in Santa Monica von 1977, über das sich die Nachbarn anfangs leidenschaftlich ärgerten. Oder zu seinem Edgemar Retail Complex von 1985, ebenfalls in Santa Monica, wo Gehry eine alte Fabrik in einen öffentlichen Ort zwischen Kunst und Kommerz verwandelte.
Außerdem noch mit dabei: Seine Fabrik für den Möbelhersteller Herman Miller, die er 1989 zusammen Dreyfuss & Blackford Architects in den Hügeln von Rocklin realisierte. Und zwei Projekte für Disney in Anaheim, mit denen es ihm 1995 gelang, den Geist des Konzerns ohne die sonst übliche comicartige Mimikry zum Ausdruck zu bringen.
Stephan Becker
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