Von Sophie Jung
„SOCIAL DESIGN.Bezahlbar.Gut.Wohnen.“ heißt die Auszeichnung der Hans Sauer Stiftung. Die gemeinnützige Fundation, benannt nach einem deutschen Erfinder und Unternehmer, fördert Kreativität und Innovation, die auf Umweltbewusstsein und einem verantwortungsvollen Denken und Handeln basieren. Wenn sie nun einen Preis für Architektur vergibt, dann ist klar, dass hier nicht schöne Gebäudefiguren und tolle Fassaden bewertet werden, sondern Konzepte. Jetzt sind die vier Preisträger bekannt und man merkt: Die Fachjury nahm den Gedanken des Social Designs, das ja auch den Preis mitbetitelt, ernst. Die soziale Durchgestaltung der vier prämierten Projekte steht durchweg im Vordergrund.
Das Preisgericht, bestehend unter anderem aus Jörg Stollmann (Berlin), Silke Steets (Darmstadt) und Meike Weber (München), würdigte also nicht nur die Architekturbüros selbst, sondern auch die Träger für Initiative und Führung. Zur Auswahl standen 26 Projekte, das magdas Hotel Wien ist einer der Gewinner, in der Kategorie „Soziale Innovation“. AllesWirdGut Architekten (Wien) wandelten für das magdas kostengünstig ein altes Seniorenheim in ein Hotel um und entwickelten ein geschmackvolles Innendesign aus gebrauchten Möbeln. Die Betreiberin magdas-Caritas Services GmbH wiederum beschäftigt geflüchtete Menschen, die im Hotel nach einem Potentialprinzip, nach Fähigkeit und Freude, arbeiten. Der Betrieb funktioniert.
In einem partizipativen Entwurfsverfahren wandelten in München Holzfurtner und Bahner Architekten eine Industrieanlage aus den Siebzigerjahren zu einer kreativen Kunst- und Wohnanlage um. Streitfeld München wird von einer genossenschaftlichen Initiative geführt, die mit ihrem Kulturangebot auch einen Mehrwert für die Stadt erreicht hat. Das Projekt wurde in der Kategorie „Bestand“ ausgezeichnet. Ebenfalls unter Mitbestimmung der Bewohner entwarfen Müller Sigrist Architekten (Zürich) die Kalkbreite Zürich. Eine gemeinnützig orientierte Genossenschaft führt den Gebäudekomplex. Das Prinzip des Teilens und gemeinschaftlichen Nutzens prägt weite Teile des Projektes: Neben gängigen Modellen ist auch das Wohnen im Cluster möglich, zudem gibt es gemeinsame Einrichtungen wie Kantine, Arbeitsräume, Gästezimmer und Jokerräume.
Ebenso wie die Kalkbreite wurde auch ein Wohnprojekt in Wien von der Jury in der Kategorie „Neubau“ ausgezeichnet. Das Projekt zeigt, dass sozialer Wohnungsbau und hohe ästhetische wie qualitative Standards sich nicht ausschließen müssen. Der gemeinnützigen Wohnungs- und Siedlungsanlagen-GmbH Schwarztal und einszueins architektur gelang mit diesem Wohnprojekt ein hohes Niveau. Mitten in der Diskussion um die Schaffung neuen Wohnraums, würdigt die Jury diesen Beitrag als „kraftvollen Impuls für den künftigen Wohnungsbau“. Der Hans Sauer Preis 2016 führt vor Augen: Architektur funktioniert ganzheitlich, von der ersten Initiative über den Entwurf bis zu ihrer Nutzung und Betriebsführung. Genau bei dieser Gesellschaftlichkeit setzt der Preis an. Ohne sie, übrigens, wäre Architektur auch nur Hülle.
Zum Thema:
www.hanssauerstiftung.de/hans-sauer-preis