Die Amsterdamer Schule als Baustil feiert in diesem Jahr hundertjähriges Jubiläum, denn 1916 wurde das Scheepvaarthuis von Jo van der Mey als erstes Gebäude dieses Stils fertig gestellt. Kollhoff & Pols Architecten (Den Haag), das niederländische Büro von Hans Kollhoff, gewann derweil den Wettbewerb für das Hotel Boot & Co am Amsterdamer Holzhafen, dessen Architektur in der niederländischen Presse auch als „Ode an die Amsterdamer Schule“ bezeichnet wurde.
Am Kopf einer Halbinsel des neu entwickelten Wohngebiets westlich des Stadtzentrums entwarfen die Architekten einen Backsteinbau mit Giebeln und Erkern, der von einem gerundeten Zinkdach gekrönt wird. Die historisch anmutende Gestaltung mit kleinen Spitzdächern und Verzierungen in handwerklicher Qualität wird das Gebäude mit seinen vielseitigen, auch öffentlichen Raumqualitäten von den umgebenden, eher schlichten Wohn-Neubauten deutlich absetzen.
Durch den hohen Natursteinsockel und die tiefe Dachzone soll das Hotel am Holzhafen optisch kleiner wirken. Das Emsemble erinnert an die städtebauliche Situation um das Hotel New York in Rotterdam: Das ehemalige Hauptgebäude der Holland-America Lijn von 1917 steht heute als Kopfbau der Halbinsel Kop von Zuid vor Hochhäusern wie De Rotterdam von OMA. Vor diesem Hintergrund wirkt der Altbau in Gestalt und Detaillierung kleinmaßstäblich und somit besonders. Der Erfolg gibt den Nachahmern recht: das prosperierende Hotel New York wurde nach seiner Eröffnung 1993 schnell zum Motor für die Stadtentwicklung des umliegenden Quartiers.
Kollhoffs H-förmiger Entwurf in Amsterdam streckt Richtung IJ „buchstäblich zwei Arme nach den Besuchern aus“, erklärt Büroleiter Alexander Pols. „Zwischen diesen Armen spielt sich all das ab, was die Stadt zu bieten hat: Café, Restaurant, Fitness, Schwimmbad und ein Garten.“ Das verglaste Atrium auf der Rückseite ist als „Wohnzimmer des Viertels“ mit den Funktionen eines Marktplatzes ausgestattet. Mit der Hotel-Rezeption und kleinen Läden mischen sich dort Anlaufstellen für Touristen und Anwohner. So lässt sich auch programmatisch die Verbindung zum Rotterdamer Vorbild ablesen, das mit seiner besonderen, aber etwas abgelegenen Lage ebenfalls ein beliebter Aufenthaltsort auch für Einheimische ist. (dd)
Zum Thema:
Kurz vor seinem 70. Geburtstag positioniert sich Hans Kollhoff zu Wohnungsbau und Stadtentwicklung beim Berliner Wohnungsmarktforum.
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R Jauch | 22.09.2016 08:03 UhrNein kein Kitsch
Wenn zeitlose Architektur als Kitsch empfunden wird, scheint irgendwas schief zu laufen. Faktisch wird dieser Kollhoff die im 3D ersichtliche, kitschige Umgebungsbebauung im Jahrzehnte wenn nicht Jahrhunderte überdauern...