Die Rudolf-Oetker-Halle, Hauptspielstätte der Bielefelder Philharmoniker, war bisher vor allem den Fans klassischer Konzerte ein Begriff. Seit Anfang 2018 verantwortet der Intendant des Bielefelder Theaters, Michael Heicks, die künstlerische Leitung der Oetker-Halle – er möchte Publikumskreis und Spielplan des Hauses erweitern. Der erste Schritt auf dem Weg der inhaltlichen Neuausrichtung war die Umwandlung der ehemaligen Garderobenhalle in einen zusätzlichen Bühnenraum nach Plänen des Bielefelder Büros Architekten Wannenmacher + Möller .
Das 1930 eröffnete Konzertgebäude stammt aus der Feder der Düsseldorfer Architekten Hans Tietmann und Kurt Haake und war ein Geschenk der Unternehmerfamilie Oetker an ihre Heimatstadt. Die beiden Säle für 1.561 und 296 Zuschauer bieten hervorragende akustische Bedingungen, sodass sich die Halle auch überregional einen Namen gemacht hat. Nun sollen, ergänzend zu den Symphoniekonzerten, auf einer neuen, dritten Bühne zeitgenössische und experimentelle Formate zur Aufführung gelangen: junges Musiktheater, musikalische Lesungen, Lounge-Konzerte.
Aufgrund des Denkmalschutzes waren die räumlichen Interventionsmöglichkeiten allerdings begrenzt. Kapazitäten gab es im Foyer, das mit raumgreifenden Garderobenständern belegt war. Diese wurden kurzerhand reduziert und nach rechts und links an die Außenwände geschoben. Die strenge Axialität des Gebäudes aufgreifend, platzierten Wannenmacher + Möller die neue Bühne in der Mittelachse des frei gewordenen Raums. Eine flexible, u-förmig um die Bühne angeordnete Bestuhlung bietet nun Sitzplätze für bis zu 160 Besucher. Umlaufende Vorhänge blenden nicht nur den neuen Garderobenbereich aus, es entsteht zugleich ein intimer Veranstaltungsraum mit guter Akustik.
Eine neue Theke mit einer Länge von 27 Metern sorgt für ein besseres gastronomisches Angebot und soll das Publikum zum Verweilen animieren. Sie wurde zwischen Eingang und Bühne platziert und ist nun das erste, was die Besucher beim Betreten des Raums wahrnehmen. Sofamöbel, ein dunkler Deckenanstrich und die farbliche Anpassung der den Raum charakterisierenden Rundstützen ergänzen den innenarchitektonischen Eingriff, der in dem ehemals kargen Durchgangsraum eine neue Aufenthaltsqualität entstehen ließ. (da)
Fotos: Csaba Mester
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