Das Hallenbad Ost am Rand der Kasseler Innenstadt entstand 1930 als Sport- und Freizeitbad mit großer Schwimmhalle und 25-Meter-Becken. Zugleich diente es als städtische Hygieneeinrichtung im industriell geprägten Stadtteil Bettenhausen mit sogenannten „Volksbadewannen“. Entworfen und geplant in Formen des Neuen Bauens wurde der symmetrisch angelegte Backsteinbau mit flachen Dächern, Fensterbändern, Freitreppe, zentraler Halle und zwei dreigeschossigen Gebäudeflügeln von den Architekten Ernst Rothe und Gerhard Jobst des Kasseler Stadtbauamts. Seit 2007 stillgelegt und zunehmend verwahrlost, konnte das denkmalgeschützte Gebäude mit einer Bruttogrundfläche von rund 4.250 Quadratmetern schließlich zwischen 2019-21 von KM Architekten (Kassel) für 4,9 Millionen Euro saniert und umgenutzt werden.
Neben einigen denkmalgerecht renovierten, nun als Büro- und Praxisflächen genutzten Bereichen wurde die ehemalige Schwimmhalle zum vielseitig bespielbaren Eventraum für Tagungen, Ausstellungen, Konzerte oder private Veranstaltungen umgebaut. Im Bereich des aufgefüllten Schwimmbeckens, gerahmt vom Beckenrand und Einstiegstreppen, entstand eine rund 300 Quadratmeter große Fläche. An deren Stirnseite platzierten die Architekten einen geschlossenen, hohen Kubus mit Fensterband für Besprechungen. Dahinter befinden sich doppelgeschossige Atelierräume in einem Abschnitt, der einst ebenfalls Teil der Schwimmhalle war. Eine innere Glasfassade sorgt hier für eine akustische und klimatische Trennung.
Das Hallenbad Ost ist einer der Ausstellungsorte der diesjährigen documenta fifteen. Gezeigt werden hier ausgerechnet die zumeist großformatigen Werke des indonesischen Künstler-Kollektivs Taring Padi, deren Riesenbanner mit antisemitischen Darstellungen auf dem Friedrichsplatz kurz nach Eröffnung der Ausstellung Mitte Juni den Skandal auslöste. Dass die aktuellen Besucherzahlen im Hallenbad Ost weiterhin hoch sind, mag jedoch auch stark mit dem interessanten Ort und seiner guten Architektur zusammenhängen. Zudem wird in der parkartigen und von vielen Beuys-Eichen geprägten Außenanlage seit diesem Sommer als Teil des Event-Konzepts ein Biergarten betrieben. (uav)
Fotos: Katharina Jaeger, Carolin Ludwig (Fotografische Werkstatt)
Dieses Objekt & Umgebung auf BauNetz-Maps anzeigen:
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.
2
Fritz | 11.08.2022 09:43 UhrWasser
cool, schön gemacht finde ich. Schade dass man nicht auf der Wasserfläche sitzt sondern auf Beton...