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13.04.2016

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Metallmaschen und Satteldach

Halle von Manuelle Gautrand im Elsass


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Wer schon einmal ein Bild von Cluny gesehen hat ­– nicht die Ruine, sondern die Höchstform der burgundischen Abtei in ihrer dritten Bauphase, der in der Kunstgeschichte immer mit der römischen Ziffer Drei ein zusätzliches Gewicht gegeben wird –, der versteht das additive Prinzip der Romanik: Einzelne Baukörper, aneinandergesteckt und abgetreppt, formen schließlich die gigantomane Sakralarchitektur. Im elsässischen Saint-Louis hat Manuelle Gautrand (Paris) etwas wirklich sehr viel Profaneres gebaut: eine Mehrzweckhalle für Sport und Kulturveranstaltungen. Es wäre reichlich vermessen, diese Halle mit dem hehren Cluny zu vergleichen, aber auch Gautrand hat das Zusammenfügen und Aneinanderreihen einzelner Volumen zum Prinzip dieser Architektur gemacht.
 
Die Ausmaße von Gautrands Forum sind nicht gering: 5.700 Quadratmeter Fläche nimmt die Halle ein. Obwohl ohne Obergeschosse, ist sie bis zu 13 Meter hoch. Beeindruckend ist ihre total umhüllende Fassade aus kupferbeschichteten Metallmaschen, die selbst die sich tummelnden Sätteldächer des Baus bedecken. Diese halb transparente, warm flirrende Maschenschale fügt die einzelnen Gebäudevolumen zu einer Einheit zusammen. Sie verdeckt und lässt gleichzeitig durchschimmern, dass die Anlage eigentlich aus verschieden hohen und großen Quadern besteht.
 
Hier kommt nun das Additionsprinzip: Gautrand fügte verschiedene Modulhallen aneinander. Die größte mit einer Fläche von 1.870 Quadratmetern gibt Raum für eine mobile Tribüne, eine kleinere ist 870 Quadratmeter groß, und drumherum ergänzten die Architekten einzelne Einheiten – Büros, ein flexibel nutzbares Lager sowie eine Küche. Insgesamt 13 Modulbauten setzte Gautrand wie ein Puzzle zusammen. Ein Stahlrahmen hält das Ganze und trägt die charakteristische Fassade. Die äußere Gebäudefigur macht das Puzzle noch einmal sichtbar: Jeder Modulbau ist mit einem kupferfarbenen Satteldach bedeckt, die sich gemeinsam zu einem überdimensionierten Webmuster zusammenfügen. (sj)

Fotos: Guillaume Guerin, Luc Boegly


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Kommentare
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.

9

solong | 15.04.2016 09:50 Uhr

...was soll das ...

... die überformung der unterschiedlichen cluster ... wäre bei der überarbeitung von altbaubestand ... eine denkbare lösung ... für einen neubau, ist das in dieser form ... nur hilfloses ..."renderkidgemurkse"... da hatte manuelle gautrand wohl den focus auf andere projekte gelegt ... und hat irgendwelche "picturemaker" anstelle von architekten ... machen lassen ... schade um die vertane chance ...

8

a_C | 14.04.2016 17:51 Uhr

Leute, ihr nehmt euch zu ernst...

Vergesst mal, was euch eure Technokraten-Profs damals in den 1970er und 80er Jahren in Darmstadt und Aachen erzählt haben, und schaut genau hin: Der Innenraum sollte einem schon klarmachen, dass hier mit sehr wenig Budget gebaut werden musste. Die Luftaufnahmen (Bild 5!) lassen einen sehr heterogenen Kontext erkennen.

Man darf ein paar Kisten ruhig mit einer Hülle überformen, die nicht auf Tüchfühlung mit der darunterliegenden Struktur geht - besonders, wenn man es so bewusst als Gestaltungselement einsetzt, wie die Architektin hier. Es muss nicht immer alles "ehrlich" und "offen kommuniziert" sein - kaschieren und verstecken gehören auch in der Architektur schon seit Jahrhunderten dazu.

Wenn das Ergebnis dann so gut aussieht und so treffend die umgebende Industrie- und Wohnbebauung zitiert und zwischen ihr vermittelt, darf Louis Sullivans Spruch - der architekturhistorisch wahrscheinlich mehr Schaden angerichtet als inspirierend gewirkt hat - gerne vergessen werden.

7

JoKe | 14.04.2016 15:07 Uhr

Schön!

...dass hier nur Experten und Könner kommentieren....

6

always | 14.04.2016 13:59 Uhr

look on the bright side

...natürlich ist das ganze Ding extrem unehrlich und auch ich habe den Reflex da ordentlich draufzuhauen. Ich würde den Architekten jedoch dabei volle Absicht unterstellen und mal kurz innehalten.

Wenn man sich die Schnitte ansieht, erkennt man die extrem heterogene Ansammlung unterschiedlichster Raumtypologien. Wenn man die freilegt kommt ungefähr so ein Gemurkse wie in der direkten Nachbarschaft heraus.

Insofern kann man der vereinenden Hülle doch vielleicht etwas Positives abgewinnen und es eher als großes, solitäres Raumobjekt begreife, Innen ist es halt Geschmackssache. Richtig beleuchtet kann es nachts sicher ganz lässig daher kommen.

5

Andrea Palladio | 14.04.2016 11:07 Uhr

Schwache Vorstellung

Das erst Bild mag noch zu faszinieren, dann fällt der Blick aber unweigerlich auf die städtebauliche Situation. Und die ist kaum besser gelöst als bei jedem x-beliebigen Walmart. Im Inneren herrscht grösste Ideenlosigkeit vor (die Wandmotive in der Sporthalle), und wenn dann sogar die Bar mit dem Streckmetall der Fassade verkleidet wird, stellen sich schon grosse Fragezeichen ein.

4

tim | 14.04.2016 10:46 Uhr

architektur

Ich schließe mich meinen Vorrednern an. Das ist keine architektonische Herangehensweise was die Vereinigung von Hülle und Baukörper angeht. Ein leere Haut, die einen simplen Kubus ummantelt. peter hat vollkommen recht, wenn er sagt, dass ein solcher Entwurf in der Uni sofort verworfen wird. Völlig zurecht! Hier spürt man die augenscheinlich von außen gedachte Form im Inneren überhaupt nicht.

3

peter | 13.04.2016 22:57 Uhr

hohler hüttenzauber

netter ersteindruck, aber auf dem zweiten blick finde ich es fragwürdig, eine hohle dachlandschaft auf die stahlhallen zu stellen, die mit dem haus eigentlich nichts zu tun haben. eine "unarchitektonische" herangehensweise, in der die form nicht der funktion folgt - in frankreich beobachtet man solche ansätze immer wieder.

imho: schade ums geld. lieber sollte man ehrlich sein und aus der funktion ein maximum an ästhetik rausholen. uns hätten sie damals in der uni einen solchen fake-entwurf nicht durchgehen lassen.

2

Arkitekt | 13.04.2016 17:25 Uhr

... nur nicht zu nah dran gehen

Betrachtet man die ersten Bilder, faziniert das Projekt: Die Staffelung der einzelnen Körper ergibt eine spannende Volumetrie - das filigrane Tragwerk schimmert durch die patinierte Streckmetallhaut.

Man stellt sich die spannenden Raumfolgen und Lichtsituationen der Innen-und Aussenräume innerhalb der rostfarbenen Hülle vor.

Klickt man sich jedoch weiter durch, wird man zutiefst enttäuscht: Das Metallkleid bedeckt lediglich einen komplett banalen Bau, der keine der potentielle Qualitäten aufweist. Die eigentlich spannende Raumschicht zwischen den Gebäudequadern und der Metallhülle, erscheint hier lediglich als Restraum. Dabei liegt gerade hier das grosse Potential des Projekts! Schade.

1

a_C | 13.04.2016 16:43 Uhr

Tolles Projekt!

Ein simples Motiv, durchgezogen vom Sockel bis zur Dachhaut. Sehr schön.

 
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