Im Amsterdamer Vorort Zuidoost, der auch als Bijlmermeer bekannt ist, wird ein Neuanfang gesucht. Die Gegend ist eine der sozial schwächsten in Holland und soll einem radikalen Sanierungsprozess unterworfen werden: Hochhaus-Wohnblocks werden durch niedrige Reihenhaus-Siedlungen ersetzt und auch die großen Grünanlagen sollen nachträglich verdichtet werden. Das Neubau-Projekt „Kameleon“ von NL Architects ist ein Hybrid aus den alten und zukünftigen Strukturen, nicht nur äußerlich, auch programmatisch.
Zur überirdisch verlaufenden Metrostrecke und dem dazugehörigen Bahnhof türmt sich das Haus auf 16 Geschosse auf, nach hinten sind es mit sechs Etagen etwas weniger. Das „Kameleon“ ist horizontal gegliedert: Über den ebenerdigen Ladengeschäften liegen öffentliche Parkplätze, erst darüber beginnen die Wohnungen. Innenliegend wurde auf dem Dach der „Tiefgarage“ ein begrünter Hof samt Teich angelegt, über gangwayartige Treppen ist dieser mit den Balkonen der Apartments verbunden.
Das Programm spiegelt sich auch in der Fassade wieder: Die zwei Etagen mit Parkplätzen sind nach außen geöffnet, was eine natürliche Belüftung erlaubt. Die Wohnungen haben vorgesetzte Balkone, die wie das Schuppengeflecht einen Chamäleons in horizontal versetzten Reihen vor- und zurückspringen und dem Haus seinen Namen und seinen speziellen Charakter geben.
Den Architekten ist wichtig, dass ihr „Kameleon“ keine neue Shoppingmall in den Stadtteil bringt, sondern Flächen für kleineren Einzelhandel zur Verfügung stellt und mit qualitativ hochwertigen, aber kostengünstigen Wohnungen einen Beitrag zum stadtpolitischen Umdenken in Zuidoost liefert.
Fotos: Luuk Kramer
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Ein Gespräch mit den Architekten finden Sie im Chrystal Talk.
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Andrea Palladio | 08.07.2012 19:44 UhrGross
Interessant finde ich hier vor Allem, wie die Balkone zur plastischen Gestaltung des Baukörpers herangezogen werden. Einige sehr schöne Fotos, unzweifelhaft. Man würde sich ein wenig mehr Konsequenz im Umgang mit dem formalen Material wünschen, vor Allem wenn es darum geht eine Idee um die Ecke eines Körpers zu ziehen.