Am gestrigen Mittwoch lud der Callwey Verlag zur Verleihung seines Awards „Häuser des Jahres“ nach München ein. Für viele – vor allem junge – Architekt*innen im Publikum sollte es ein überraschend erfreulicher Abend werden. Denn unter den insgesamt sieben prämierten Projekten, darunter ein erster Preis und sechs Anerkennungen, ist viel mutiger und engagierter Nachwuchs des deutschsprachigen Raums zu finden.
Ebenfalls bemerkenswert: Es punkten scheinbar insbesondere Einfamilienhäuser, die sich auf ursprüngliche Formen und Bauweisen rückbesinnen. Zugleich gehört eine Abkehr vom Flächen- und Ressourcenfraß auch in dieser Typologie zum Gebot der Stunde. Ob Umbau, Erweiterung oder Neubau – das Motiv „Scheune“ findet sich nicht nur einmal unter den sieben ausgewählten Wohnhäusern. Während die freistehende Variante dominiert, ist auch ein Eigenheim im dichten urbanen Kontext unter die besten gerutscht.
Insgesamt gab es dieses Jahr 131 Einreichungen, aus denen wiederum eine Longlist von 50 Häusern gebildet wurde. Ein mit Stroh gedämmtes Holzhaus begeisterte die Jury schließlich am meisten. FAZ-Redakteurin und Preisrichterin Judith Lembke fasste in ihrer gestrigen Laudatio für das „Musterhaus“ in Pfaffenhofen von Atelier Kaiser Shen (Stuttgart) zusammen: „Strohballenhäuser sind kreislauffähig, regional, haben eine nahezu perfekte CO2-Bilanz und ein großartiges Raumklima – ästhetisch ansprechend sind sie allerdings selten. Dass Strohhäuser keineswegs dazu verdammt sind, wie gebaute Gesundheitslatschen auszusehen, beweist Atelier Kaiser Shen.“ Die Prämierungen im Überblick:
1. Preis:
Anerkennungen:
- „Das Haus am See“ in Bayern von Appels Architekten (Zürich)
- „Elegante Scheune“ in Buchen (CH) von Sandro Durrer (Schaan)
- „Alles im Rahmen“ in Männedorf (CH) von Lukas Lenherr Architektur (Quinten)
- „Der Lückenfüller“ in Kirchheim unter Teck von mehr* Architekten (Kirchheim unter Teck)
- „Das Weiterbau-Experiment“ in Linz von Caramel architekten (Wien)
- „Struktur und Strukturalismus in der Landschaft“ in Trenthorst von AMUNT Architekten Martenson und Nagel Theissen (Aachen/Stuttgart)
Fotografiepreis: - Brigida González (Stuttgart)
Architect’s Choice Award: - Solardach Ennogie (Magdeburg)
Zeitgleich ist eine Publikation erschienen, die alle Preisträger sowie die Longlist anhand von Text, Fotos und Plänen präsentiert. Mit Texten und Einschätzungen der Jurymitglieder und Architekturjournalistinnen Katharina Matzig und Judith Lembke bietet sich so ein umfassendes Bild, wie privater Wohnraum aktuell aussieht und gestaltet wird. Neben den Häusern des Jahres konnten gestern auch die Preise „Wohnbauten des Jahres 2023“ sowie „Best of Interior 2023“ verliehen werden. BauNetz beziehungsweise Baunetz ID werden in den nächsten Tagen berichten. (sab)
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max | 12.10.2023 23:01 Uhrsorry, aber dieser "scheunenumbau"
ist doch ein kleiner witz oder? dass alles charmante von außen komplett weggebügelt wurde mag man ja noch technisch entschuldigen können, aber dass es auch innen ein kompletter neubau ist, zeigt dann doch eher wann sich ein umbau nicht lohnt: wenn es ressourcen- und qualitätsmäßig ein minusgeschäft ist.