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02.09.2021
Nullemission am Nollendorfplatz
HENN gewinnen in Berlin
Am Berliner Nollendorfplatz ist der Glanz alter Zeiten nur noch mit Mühe zu erahnen. Die Anlage geht auf Peter Joseph Lenné zurück, aber nach starker Kriegszerstörung und „verkehrsgerechtem“ Wiederaufbau hat der ehemalige Schmuckplatz heute wenig Charme. Außer der Kuppel des U-Bahnhofs strahlt nur das Metropol, 1906 als „Neues Schauspielhaus“ von Albert Fröhlich im Büro Boswau & Knauer errichtet, unverwüstlich Glamour in den Stadtraum aus. Gleich daneben fällt das Niveau schlagartig ab, dort steht seit langem eine zweigeschossige Spielhalle.
Für dieses knapp 1.500 Quadratmeter große Grundstück hat der Immobilienentwickler Bauwens gemeinsam mit dem Bezirk Tempelhof-Schöneberg ein Gutachterverfahren durchgeführt, um den besten Entwurf für ein Nullemissionsgebäude mit Büronutzung und etwa 6.000 Quadratmeter Bruttogrundfläche zu finden. Eingeladen zur Teilnahme waren neben dem am Ende siegreichen Büro HENN die Berliner Kolleg*innen von GRAFT, Ortner & Ortner Baukunst und Grossmann Schmitz-Engels sowie ACME aus London.
Erklärtes Ziel der Auslober war es, die prominente Baulücke nicht nur städtebaulich und architektonisch angemessen zu füllen, sondern auch ein Projekt zu realisieren, das im Hinblick auf Nachhaltigkeit sowohl bei der Errichtung als auch im Betrieb neue Maßstäbe setzen und Vorbildcharakter über die Bezirksgrenzen hinaus verkörpern soll. Entsprechend begeistert äußert sich das Auswahlgremium, dem neben Vertreter*innen des Unternehmens und des Bezirks Fachleute aus den Bereichen Stadtplanung und Denkmalpflege angehörten, über den HENN-Entwurf: Er stelle sich zurückhaltend aber gleichzeitig selbstbewusst neben das ehemalige Schauspielhaus und könne durch den Einsatz von Photovoltaik, Geothermie, recyceltem Metall und einer Holzstützenkonstruktion das ambitionierte Ziel eines Nullemissionsgebäude erfüllen.
Insbesondere über die Fassade sucht HENN den Schulterschluss mit dem Bestand: Bodentiefe, konkav gebogene Fenster – hier sollen Holzrahmen mit einer aus recyceltem Kupfer erzeugten Bronzeverkleidung zum Einsatz kommen – greifen die Schwünge aus der Nachbarfassade auf und führen sie in neuer Form fort. Erd- und Dachgeschoss schwingen zugunsten eines akzentuierten Eingangsbereichs beziehungsweise eines Dachgartens ebenfalls nach innen.
Acme suchten und fanden dagegen in den Roaring Twenties ihren Anknüpfungspunkt für ihre ausdrucksstarke Fassade. Mit Bezug auf die avantgardistische Theaterarbeit, die Erwin Piscator damals nebenan umsetzte, wollten sie ein „urbanes Bühnenbild“ in die Straßenfassade zeichnen. Mit diesem Entwurf lieferten sie sich mit HENN ein Kopf-an-Kopf-Rennen in zwei Überarbeitungsrunden, die anderen drei Arbeiten waren zuvor ausgeschieden. (kv)
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Der Siegerentwurf im Gutachterverfahren von HENN.
Nach zwei Überarbeitungsrunden auf Platz 2: acme aus London.
Der geplante Neubau von HENN schließt unmittelbar an das Metropol-Theater an.
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