Das Areal um den Bahnhof Herrliberg-Feldmeilen am rechten Ufer des Zürichsees befindet sich in einer diffusen städtebaulichen Situation. Zudem wirkt das Gelände mit Bushaltestelle sowie großer Parkfläche trostlos. Lediglich der 1894 erbaute, unter Denkmalschutz stehende Güterschuppen mit kultureller Nutzung lenkt von der reinen Zwecknutzung ab. Die Schweizerischen Bundesbahnen SBB, denen ein Großteil des Areals gehört, sowie die sich angrenzenden Gemeinden Meilen und Herrliberg wollen hier Abhilfe schaffen und die Bahnhofsgegend neu konzipieren lassen. Im Ergebnis sollen bis 2028 eine städtebauliche und verkehrsplanerische Verbesserung sowie Neubebauung mit Nutzungsvielfalt entstehen.
Bereits 2016/2017 bestätigte eine Machbarkeitsstudie die Bebaubarkeit des 11.000 Quadratmeter großen Geländes. Aus dem anschließenden Studienauftrag, einem in der Schweiz üblichen lösungsorientierten Wettbewerbsverfahren, ging 2020 von fünf qualifizierten Bewerber*innenteams der Vorschlag der ARGE Hosoya Schaefer Architects (Zürich), gus wüstemann architects (Zürich/Barcelona), S2L Landschaftsarchitekten (Zürich) und Transitec Beratende Ingenieure (Bern) als Siegerprojekt hervor. Dieses umfasst zunächst eine neu terrassierte Topografie, die beide Straßenzüge auf der unteren Ebene zusammenfasst, sowie eine gänzlich neu gestaltete Sockelzone entlang der General-Wille-Straße. Durch den geänderten Straßenverlauf wird das seeseitig angrenzende Siedlungsgebiet besser an die Bahnstation angeschlossen.
Die Nachverdichtung sieht verschiedene Einzelbauten und eine umfassende Freiraumplanung vor: Das neue Bahnhofsgebäude soll laut den derzeitigen Plänen oberhalb der Erschließungsebenen fünf Obergeschosse erhalten. Dieser Neubau öffnet sich wiederum über einen Vorplatz samt Terrasse und Spielplatz zum See hin. Gleichzeitig soll im Westen ein Bushof entstehen, der vor der Unterführung zu den Gleisen platziert ist und so barrierefreie Umstiege erleichtert. An das zentrale Bahnhofsgebäude schließen sich gemäß der Pläne ein Neubauriegel und zwei Punkthäuser mit einer gemischten Nutzung aus Wohnungen, Retail, Kleingewerbe und Gastronomie an. Vor- und Rücksprünge in den Fassadenlinien sollen ihrerseits kleine Nischen und Plätze schaffen. Der denkmalgeschützte Güterschuppen wird zum Teil dieses Ensembles, die Kultureinrichtung erhält zusätzlich ein Restaurant auf der (nur noch unteren) Straßenebene. Baumbepflanzungen sollen einen Kontext zur umliegenden Landschaft herstellen, eine Stützmauer für das abfallende Gelände möchte man begrünen.
Vor der Realisierung dieser Pläne stehen jedoch noch einige Stufen aus: Am nun zu erarbeitenden Gestaltungsplan werden später Öffentlichkeit und Gemeindeversammlung beteiligt, danach kommt es zur Genehmigungsphase. In jedem Fall soll aber die städtebauliche Neuordnung des Areals mit den Hochbauplänen einhergehen. Die Architekt*innen schlagen für die Gestaltung des neuen Quartiers eine „pragmatische Ästhetik der rohen Materialien“, also Sichtbeton und Holz, vor. Die dazugehörigen Hybridkonstruktionen sollen dabei möglichst über Recyclingbeton und vorgefertigte Holzbauelemente mit Rohstoffen aus der Region umgesetzt werden. Eine Fertigstellung ist für 2028 geplant. (sab)
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