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25.10.2021
Meta-Mega-Institution Bauakademie Berlin
Guido Spars tritt sein Amt als Gründungsdirektor an
Momentan ist das Grundstück der Berliner Bauakademie eine archäologische Grabungslandschaft. Hier wurden in den letzten Monaten zahlreiche Fragmente des historischen Baus geborgen. Bei einem Pressegespräch gab Guido Spars, der im März gewählte Gründungsdirektor der Stiftung Bauakademie, nun erste Einblicke in seine Tätigkeit.
Von Florian Heilmeyer
Im März hatte der Stiftungsrat der Bundesstiftung Bauakademie die Wahl des Bauökonomen Guido Spars zum Gründungsdirektor bekannt gegeben, und am 1. September hat dieser nun – anders als sein glückloser Vorgänger Florian Pronold – sein Amt angetreten. Am vergangenen Mittwoch lud Spars zu einem ersten Pressegespräch im kleinen Kreis. Es blieb allerdings eher ein Beschnuppern denn eine große Programmvorschau. Nach gerade sieben Wochen im neuen Amt ist der neue Direktor vor allem eines: zu recht sehr vorsichtig mit seinen Aussagen. Die Inhalte der neuen Bundesinstitution und der kommende Neubau sind zwei Minenfelder, auf denen jeder unbedachte Schritt zur Explosion führen kann.
So wiederholte Spars zunächst die Stichwörter aus der Stellenausschreibung: Die Bauakademie soll ein offener Ort des Austauschs werden, dessen Inhalte mit noch zu bestimmenden Partner*innen kollaborativ entwickelt werden; eine Denkwerkstatt und eine „Akademie der Akademien“, in der nationale und internationale Themen „entlang der gesamten Wertschöpfungskette des Bauens“ aufgegriffen, diskutiert, gebündelt und weiterentwickelt werden – und gleichzeitig so breitenwirksam aufbereitet und ausgestellt werden, dass sie auch ein Laien- und Kinderpublikum interessieren sollen. Die Ideen und Ergebnisse der drei Dialogforen von 2017 und des Programmwettbewerbs von 2018 sollen ebenfalls einbezogen werden.
Das klingt bislang wenig präzise und immer noch nach der Bauakademie als einer eierlegenden Wollmilchsau, einer Meta-Mega-Institution, die alle einlädt, einbindet und anspricht – und das alles in dem doch relativ begrenzten baulichen Rahmen des Schinkel’schen Bauakademie-Baus, in dem zur dauerhaften Finanzierung wohl auch Läden und Gastronomie untergebracht werden sollen. Die Stiftung selbst verfügt für’s Erste nur über ein jährliches Budget von 1,5 Millionen Euro, die aus dem Haushalt des Innenministeriums kommen, und mit denen auch die derzeit bereits 13 festen Stellen bezahlt werden müssen. Viel Geld für eigene Programme bleibt demzufolge erst einmal nicht.
Nun war auch nicht zu erwarten, dass Spars bereits ein vollständiges, festes Programm präsentiert. In welche Richtung er gehen will, kann hingegen aus den vier Referent*innenenstellen gelesen werden, die er gerade besetzt hat: Diese sind für die Themenfelder Digitalisierung, Nachhaltigkeit, „Zukunftsforschung und Stadtentwicklung“ sowie „Klimawandel und Circular City“ zuständig. Interessant ist, dass Spars diese Inhalte auch unmittelbar auf den kommenden Neubau bezieht: Dieser solle ein „Leuchtturmprojekt“ werden, klimaneutral und innovativ, ein „Reallabor des zeitgenössischen Bauens“, das ebenso wagemutig und Avantgarde sein müsse, wie es Schinkels radikaler, unverputzter Backsteinbau 1830 gewesen sei. Das klingt mehr nach Schinkel im Geiste als in der Form, auch wenn Spars konkreteren Nachfragen diesbezüglich auswich. Auch jenen nach Zeitplan und Budget, natürlich.
Offensichtlich will Spars den Prozess noch eine Weile so ergebnisoffen wie möglich halten. In den nächsten Monaten sollen die Raumüberlegungen mit dem neuen Team „zu einem Raumkonzept verdichtet“ werden. Parallel wird eine Expert*innenkommission für die Vorbereitungen des Architekturwettbewerbs einberufen. Mit dessen Ausschreibung ist nicht vor dem Frühjahr 2022 zu rechnen. Auch der neunköpfige Stiftungsrat – noch immer ausschließlich mit Politiker*innen und Staatssekretär*innen besetzt – wird nach den Bundestagswahlen neue Gesichter bekommen, und anschließend vermutlich nach und nach mit Vertretern der dann ausgesuchten Bauakademie-Partnern ergänzt.
Parallel muss auch der Baugrund mit den historischen Fundamenten untersucht werden, in dem zuletzt noch Ausgrabungen stattfanden, bei denen weitere Fragmente des Originalgebäudes gesichert wurden. Insgesamt gibt es rund 1.000 solcher Fragmente in den Depots des Landesdenkmalamts und der Stiftung Preußischer Kulturbesitz. Wie viel Prozent des Gebäudes diese Fragmente allerdings ergeben würden und wie viele davon überhaupt für einen Wiedereinbau tauglich wären, ist noch nicht untersucht worden.
Persönlich, sagte Spars dann noch, könne er sich weder eine vollständig originalgetreue Rekonstruktion noch einen kompletten Neubau an dieser Stelle vorstellen; es müsse wohl ein „Hybrid“ gefunden werden. Er, Spars, komme dabei nicht mit einer vorgefertigten Meinung in diesen Prozess, und auch das zu berufende Gremium will er möglichst frei halten von Expert*innen, deren Meinung bereits allzu klar vorformuliert sei. Die Frage, was diese Bauakademie inhaltlich sein will und wie demzufolge ihr Neubau gestaltet werden kann, sie bleibt vorerst offen. (fh)
Fotos: Andreas Gehrke
Video:
Landesdenkmalamt Berlin, Bundesstiftung Bauakademie
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