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10.11.2009

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Zweiter Dom für Köln?

Grundstein für Moschee von Paul Böhm


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„Ein zweiter Dom für Köln“ – so hoch hängt selbst die konservative „Welt“ ihren Bericht von der Grundsteinlegung für den Moscheen-Neubau in Köln-Ehrenfeld am Samstag, 7. November 2009. Und weiter: „Dem Kölner Architekten Paul Böhm, Spross einer rheinischen Architektendynastie, die nach dem Krieg Dutzende Kirchen baute, ist mit der Moschee ein spannender Entwurf von subtiler Kühnheit gelungen. Vielleicht wird Köln eines Tages wirklich nicht mehr nur für seinen Dom und die zwölf romanischen Kirchen berühmt sein, sondern auch für diesen Moscheebau.“

Abgesehen davon, dass die „Architektendynastie“ Böhm in Gestalt von Großvater Dominikus auch schon vor dem zweiten Weltkrieg berühmte Kirchen gebaut hat, fällt die große Bedeutung auf, mit der dieser Neubau aufgeladen wird. Die gesellschaftspolitischen Hoffnungen, dass sich „die“ Muslime in die deutsche Gesellschaft integrieren mögen, werden auf dieses Bauvorhaben projiziert. Damit ist es weit mehr als ein lokalpolitisches Ereignis von Köln-Ehrenfeld („Unser Ehrenfeld steht für tolerantes Zusammenleben, und unsere Moschee wird unser Veedel noch attraktiver machen“, sagte der Ehrenfelder SPD-Bezirksbürgermeister), es ist vielmehr ein Symbolbau von staatspolitischer Dimension.

So ist es eine glückliche Fügung, dass mit Paul Böhm der Sohn des großen katholischen Kirchenbau-Architekten Gottfried Böhm (der am Wettbewerbsentwurf beteiligt war) für den Entwurf verantwortlich zeichnet. Das müsste auch bei skeptischen Deutschen einiges zur Akzeptanz des Baus beitragen. Der stellvertretende katholische Stadtdechant bekräftigte jedenfalls auf der Grundsteinfeier, dass hier ein Ort „des Miteinanders und des Dialogs“  entstehen solle, „der dem Willen Gottes untersteht“. Bei den rechtslastigen Aktivisten von „Pro Köln“, die gegen die Grundsteinlegung demonstriert hatten, ist solche Einsicht indes nicht zu erwarten.

Im Vorfeld hatte Architekt Böhm die Pläne mehrfach anpassen müssen (siehe auch BauNetz-Meldung vom 2. September 2008). Nachdem die Beteiligten zunächst einen kleineren Baukörper planten, wurden anschließend die Büroflächen aufgestockt. Als dann die Stadt aus baurechtlichen Gründen eine zweite Tiefgaragenebene forderte, reduzierten die Bauherrn die Gebäudefläche. Die Moschee soll eine rund 35 Meter hohe Kuppel und etwa 50 Meter hohe Minarette erhalten. (-tze)


Zum Thema:


BAUNETZWOCHE#84 „Die Architektur des Euro-Islam“ (Christian Welzbacher)


Kommentare
...geben nicht die Meinung der Redaktion wieder, sondern ausschließlich die ihrer jeweiligen Verfasserinnen und Verfasser.

12

LOG | 21.11.2009 21:51 Uhr

Selber Entwerfen

Die entwerferische Grundidee ist für meine Begriffe ein wenig zu offensichtlich bei der Jubiläumskirche von Richard Meier in Rom abgekupfert.

Klassischer Fall von uninspirierter B-Klasse-Architektur.

11

Martin | 13.11.2009 10:26 Uhr

Moschee

An alle, die sich daran stören, dass hier nicht das Bild "ihrer Moschee" entsteht: Es geistert in Deutschland hauptsächlich das osmanische Moschee-Bild, abstammend von der Hagia Sophia in Istambul, herum. Es gibt in Nordafrika ganz andere Bautypen, mit mächtigem Turm und großen Hallen (entspr. der Alhambra z.B.). Minarette gibt es in der Zigarettenform erst im osmanischen Typ. Das nur zur Typologie und darauf abzielende Beurteilungen.

10

kommt zeit kommt... | 11.11.2009 14:34 Uhr

s.thamm

mit der zeit gehen heißt, meiner meinung nach, grundlegegende inhalte einer bauaufgabe neu und möglichst zeitgemäß interpretieren. wobei es kein muß ist die tradierten formen zu umgehen, aber genauso wenig zwanghaft an ihnen festzuhalten. religiöse bauaufgaben folgen meist konkreten anforderungen, können aber dennoch bis zu einem gewissen maß ausgelegt werden, wie einige synagogenneubauten in letzter zeit zeigen.

9

Akki | 11.11.2009 13:00 Uhr

mit der Zeit

wenn "mit der Zeit gehen" heisst, grundlegende Inhalte einer Bauaufgabe zu verwässern, oder in diesem Fall verharmlosend zu verstecken, dann ist das für mich eben nicht "richtig".
In 20 Jahren wird dieser Entwurf lächerlich wirken.
Eine Moschee muss nicht wie ein geplatztes Mini-AKW aussehen.

8

Benedikt Hotze | Redaktion BauNetz | 11.11.2009 12:24 Uhr

Kommentare der Redaktion

Lieber Akki,

die Redaktion wird es sich auch in Zukunft nicht nehmen lassen, ausgesuchte Architektur-Ereignisse nicht bloß zu vermelden, sondern auch zu kommentieren. So ist es in herkömmlichen Medien üblich, und so handhaben wir es auch in Zeiten von Web 2.0. Dass die Nutzerkommentare dabei nicht zu kurz kommen, beweist nicht zuletzt Ihr pointiert vorgetragener Beitrag und die Antworten darauf.

7

s.thamm | 11.11.2009 10:24 Uhr

wie ist "richtig"?

ich finde es sogar einen ziemlich gelungenen entwurf. es kommt ja nicht so häufig vor, dass ein entwurf nach erzwungener überarbeitung besser wird. find ich gut.
über den moschee-fakt an sich braucht man wohl nicht zu streiten. es gibt hierzulande muslime, die brauchen eine moschee. in anderen ländern gibt es christen - die brauchen nun mal kirchen.
und warum sollte man nicht bei moscheen mit der zeit gehen? wo ist der unterschied? denn wenn schon rathaus, kirche, kaufhaus oder synagoge dann doch richtig, akki, oder?

6

solong | 11.11.2009 08:30 Uhr

schlicht, schlichter ... schön

es sieht so aus das dies eine sehr schlichte aber schöne moschee wird ... gratulation an paul böhm der hier die kirchenbautradition seiner vorfahren würdig weiter trägt ...

5

Akki | 10.11.2009 20:26 Uhr

Eieiei

@peter: Der Eierschneider scheint aber defekt zu sein, oder er wurde wohl mit zittriger -eben "aufgeladener"- Hand bedient.

Im Ernst: Hier wurde versucht alles Moscheehafte weg zu stilisieren, dabei kann nur Eiersalat rauskommen. Meine Meinung dazu: Wenn Moschee, dann richtig.

Die Minarette gefallen mir auch nicht, sie wirken sehr martialisch neben diesen eiförmigen Fragmenten, wie zu scharf geschnittene Strohhalme.

Auch wieder mal ein typischer Baunetz-Bericht:
Erstmal die eigene Meinung rausposaunen, anstatt zurückhaltend neutrale Darstellung zu betreiben. Der Kommentar- und Meinungsaustausch soll doch uns Teilnehmern dieses Forums überlassen sein, oder?

Bei aller Achtung vor der "Böhm-Dynastie": Es waren auch schon ganz grauenhafte Entwürfe dabei...

4

rli | 10.11.2009 17:46 Uhr

moschee

...eine lockere,offene architektursprache...top..

3

Bai Kaimen | 10.11.2009 17:22 Uhr

stilvoll und nicht modern

Das Objekt ist wunderschön. Das Problem ist nicht das Objekt sondern die Werte, die es repräsentiert. Modern und Aufgeklärt heisst ja nicht "stilvoll" dekoriert. Das ist eine Grundhaltung, die auf dem "Zweifel" basiert.

2

i911 | 10.11.2009 16:26 Uhr

2 küssende ....

besonders in der nacht perspektive wahrzunehmen.
2 küssende elefanten?

1

peter | 10.11.2009 16:06 Uhr

zweiter dom

wo ist denn der dom? - ich kann nur ein ei aus dem eierschneider erkennen.

 
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