Bekanntheit hat das Dresdner Architekturbüro Peter Zirkel insbesondere durch die souveräne Lösung geistlicher und geistiger Bauaufgaben erlangt. Auf die Wiederherstellung der Kirche im sächsischen Canitz folgte zuletzt die Umgestaltung der Stadtbibliothek in Wittenberg. Um die Bildung nachfolgender Generationen hat sich das Büro nun durch eine Grundschule verdient gemacht, die zu Jahresbeginn in der sächsischen Landeshauptstadt fertiggestellt wurde.
Das Unterrichtsgebäude entstand anstelle eines Volkshochschulbaus aus den Siebzigerjahren. Der Rückbau des Bestandsgebäudes schien geboten, da es weder genügend Platz noch die erforderliche Flexibilität bot. Zudem hätte eine weitere Nutzung des Schulhauses, bei dem es sich wie bei der zugehörigen und ebenfalls abgebrochenen Sporthalle um einen Typenbau aus DDR-Zeiten handelte, eine massive Sanierung notwendig gemacht, erläutern die Architekt*innen.
Noch zu Planungsbeginn war vorgesehen, auf dem Areal einen „Schulauslagerungsstandort“ einzurichten, der von Schüler*innen verschiedener Bildungseinrichtungen genutzt werden sollte. Nachdem sich die Bedarfsplanung aber kurzfristig geändert hatte, konnte das Gebäude durch die 33. Dresdner Grundschule bezogen werden. Umfassende Adaptionen waren für die Nutzung durch die Primarschule, die in vier Jahrgangsstufen 240 Kinder ausbildet, nicht erforderlich.
Durch die Gliederung des Baukörpers in zwei Volumen, die gegeneinander verschoben wurden, entstand ein Vorplatz. Nebst der Erschließung des Schulgebäudes soll er künftig auch Zugang zu einer neuen Sporthalle bieten. Zwischen beiden Trakten durchmisst ein Verbindungsgang den Schulbau in seiner gesamten Tiefe. Sind Fach- und Horträume längs dieser Achse aufgereiht, finden sich die Klassenzimmer dahinterliegend in jeweils zwei Spangen um die zentralen Innenhöfe angeordnet.
Dass die Baustelle des Ersatzbaus, der nicht weniger als 6.300 Quadratmeter Bruttogeschossfläche bietet, nur neun Monate währte, verdankt sich der Vorfertigung. Wie die Bildungsstätten, die etwa NKBAK in ihrer Heimatstadt Frankfurt am Main oder auch in Berlin-Mahlsdorf errichtet haben, ist die Grundschule im Südosten Dresdens weitgehend in Modulbauweise entstanden. Gemeinsam mit dem Dornbirner Statikbüro merz kley partner geplant, wurden die Bauelemente durch das Schweizer Holzbauunternehmen Blumer Lehmann mit Sitz in Gossau vorgefertigt, das anlässlich des Projekts ein neues Werk in Hessen eingerichtet hat.
Wenngleich die Raummodule mit ihrer Grundfläche von 8 x 2,9 Meter das Hauptraster und damit das gesamte Gebäude bestimmen, wichen die Architekt*innen, wo erforderlich, von diesem System ab. So ergänzten sie den Baukasten um flächige Elemente, um die großzügigeren Bereiche wie die Korridore und die Selbstlernzonen an den Stirnseiten des Gebäudes zu realisieren. Für die Baugrundverbesserung unte dem Neubau kam zerkleinertes Abbruchmaterial aus den abgerissenen Typenbauten zum Einsatz.
Das ebenmäßige Erscheinungsbild der vorgehängten und hinterlüfteten Holzfassade beruht auf einer Behandlung der Lärchenschalung mit Vorvergrauungslasur. Angesichts der unterschiedlichen Farbtöne der Wände, die aus Brettsperrholz bestehen, sowie der Stützen und Träger, die aus Brettschichtholz gefertigt sind, ist es eine weiße Lasur, die in den Innenräumen für Einheitlichkeit sorgt. Dass einzelne Bereiche überdies farbig gestaltet sind, soll zur Nobilitierung besonderer Räumlichkeiten und zugleich zur Orientierung beitragen.
Die Gliederung des Baukörpers in die beiden Volumen entspricht der Unterteilung des Gebäudes in zwei Brandabschnitte. Diese Scheidung konnte durch eine hochfeuerhemmende Trennwand realisiert werden, die den zentralen Korridor nach Nordwesten begrenzt. Die Schaffung der 600 Quadratmeter großen Lerncluster war unter der Maßgabe eines zweiten Ausgangs und der Bedingung möglich, dass die Gänge, die die Innenhöfe umschließen, frei von Möblierung bleiben. In der zentralen Halle ließen die Brandschutzbestimmungen sogar Einbauten aus Holz zu. (ree)
Foto: Till Schuster, Peter Zirkel Gesellschaft von Architekten, Blumer Lehmann
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Dietrich W. Schmidt | 19.02.2023 13:58 UhrBaumodul für die künftigen Gesellschafts-Module
Monotonie beschädigt die Fantasie. Die Wiederholungen des Rasters regen bestenfalls zu Nachahmungen oder zum Abschreiben an, die einheitlich feldgraue Farbe zu Uniformität. Zu kreativem Denken motiviert dieser Bau für Kinder nicht. Dieser mehrgeschossige Modulbau berücksichtigt vor allem die Forderungen der Wirtschaftlichkeit, nicht die Bedürfnisse der jungen Menschen, denen hier Grundprinzipien einer freien Persönlichkeitsbildung näher gebracht werden sollen. Sollen die Schüler alle mal BND-Beamte werden? Scharoun vor 60 Jahren war weiter, auch Behnisch.