Im Schulbau existieren unterschiedlichste Ansätze. Da gibt es jene, die sich an Hans Scharouns Ideen orientieren und organische Lernlandschaften konzipieren. Und es gibt Architekt*innen, die offene und robuste Strukturen mit maximaler Transparenz entwerfen, wie erst kürzlich im Kanton Basel zu sehen war. Eine dritte Variante bildet die kompakte Organisation auf engstem Raum. Man findet sie häufig in dichten Stadtgebieten.
Mit Bauen auf beengtem Raum kennt sich das Berliner Büro Numrich Albrecht Klumpp Architekten bestens aus. Haben sie doch bereits eine ganze Reihe an Bildungsstätten mit kompakten Baukörpern realisiert. Geradezu auf die Spitze getrieben hat es das Büro im vergangenen Jahr mit ihrer kantigen Grundschule am Nordhafen nahe der Berliner Europacity. Dabei lassen sich im Portfolio der Architekt*innen wiederkehrende Prinzipien ausmachen. Neben der Stapelung der Funktionen über meist orthogonalem Grundriss, sind dies bunte Farben und eine kunstvoll gestaltete Treppe als Herzstück des Hauses.
All das findet sich auch im jüngst veröffentlichten Projekt wieder. Die Grundschule in der Pufendorfstraße in Berlin-Friedrichshain ist – wie ihr Pendant in Mitte – ein Resultat der 2016 ins Leben gerufenen Berliner Schulbauoffensive der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen. Im Rahmen des dazugehörigen Programms Modularer Ergänzungsbau (MEB) wurde auf dem Grundstück bereits 2018 ein Schulgebäude errichtet, das durch den im letzten Jahr fertiggestellten Neubau ergänzt wird.
Beim Anblick des monolithisch wirkenden Neubaus fallen zunächst die polygonalen Fensterausschnitte im Erdgeschoss auf. Wandert der Blick aber weiter nach oben, tritt – im wörtlichen Sinne – noch ein charmantes Detail hervor. Etwas unterhalb der blechlosen Attikakante schmücken mehrere Bärenköpfe die Schule. Die kleinen Keramikskulpturen fungieren als Wasserspeier und verstehen sich als zeitgemäße Interpretation der historischen Ornamentik der Nachbargebäude.
Zwei unscheinbare Zugänge zur Schule liegen direkt an der Straße. Der eigentliche Haupteingang befindet sich im rückseitigen Hof, für dessen Außenraumgestaltung Kubus Freiraumplanung (Berlin) verantwortlich sind. Ein Vordach verbindet dort die beiden Schulgebäude miteinander. Beim Betreten des Neubaus darf man sich auf ein intensives Farbspiel gefasst machen. Bereits im Foyer beginnt die kunterbunte Innenraumgestaltung. An der Wand entfaltet sich eine aufregende Wandarbeit aus rautenförmigen Keramikfliesen, schrägen Linien und hervortretenden, dreidimensionalen Elementen. Das Kunstwerk stammt von Yasmin Alt und bezieht sich auf baubezogene Kunst der DDR. Daneben führt eine in unterschiedliche Farben getünchte Kaskadentreppe in die Obergeschosse.
Dort sind es dann nicht die Wände, sondern die Linoleumböden der Flurzonen, die quietschend aufleuchten. Dahinter verbirgt sich jedoch nicht nur ein Faible für Farbe, sondern ein Brandschutzkonzept. Rot zeigt den Fluchtweg an, Orange markiert Zugänge zu Nebenräumen, und blaue Bereiche können frei möbliert werden. Die übrige Gestaltung der Obergeschosse, die um zwei versetzte Lichthöfe herum organisiert sind, ist eher nüchtern gehalten. Auf rund 5.800 Quadratmetern Bruttogeschossfläche bietet die Schule 432 Schüler*innen Platz. Die Kosten belaufen sich bei gut zweijähriger Bauzeit auf circa 25 Millionen Euro. (mh)
Fotos: Marcus Ebener
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50667 | 11.05.2023 11:45 UhrFarben und Materialien...
...wenn es so wäre wie von einigen Kommentator*innen vermutet könnten die Verfasser*innen uns ja aufklären...