Verwittertes Holz, Sichtbeton und ein gezacktes Dach. Das Drachenhaus in Dresden fiel ins Auge. Vor zwei Jahren hatten die Architekten mit diesem Wohnungsbau für einiges Aufsehen gesorgt, sogar eine Nominierung für den DAM-Preis 2017 eingeheimst. Deutlich unaufgeregter kommt der neueste Wurf von Löser Lott Architekten (Berlin) daher: Ein dreiflügeliger Schulbau im erzgebirgischen Gornsdorf.
„Es war uns wichtig, ein Gebäude zu entwickeln, welches das identitätsstiftende alte Schulhaus mit einbezieht und so ein neues Ensemble in der Mitte des Dorfes entsteht“, erklärt Katharina Löser. Schließlich stammt die historische Schule aus dem Jahr 1881. Generationen von Gornsdorfern haben dort die Schulbank gedrückt.
Doch die Schule ist zu klein geworden, die 2.200-Seelen-Gemeinde wächst. Auch der Brandschutz lässt inzwischen sehr zu wünschen übrig. Die notwendige Sanierung wäre allerdings so teuer geworden, dass sich die Gemeinde für einen Neubau entschied. In einer freihändigen Vergabe wurden die Berliner Architekten mit dem Bau der einzügigen Grundschule samt Hort beauftragt.
Einhundert Schüler haben in dem neuen, von traditionellen erzgebirgischen Haustypen inspirierten Gebäude Platz. Mit seinen auskragenden Dächern und den lokal typischen, schiefergrauen Eternitschindeln soll sich der Bau ins Ortsbild einfügen. Genauso wichtig: die Integration der Landschaft. „Der Bezug zum umgebenden Grün war eine wichtige Leitidee im Entwurf“, so Löser. Raumhohe Verglasungen und Zugänge in den hügeligen Schulgarten, der von einer riesigen Rotfichte geprägt ist, sollen ein Lernen im grünen Klassenzimmer suggerieren.
Schon auf dem vorgelagerten Schulhof deuten vier farbige Sitzblöcke das gestalterische Motiv der Innenräume an. Das Foyer mit kreisrund ausgestanztem Luftraum, leuchtend gelber Treppe und farbigen Spindwänden bildet das Herzstück des Gebäudes. Hier fließen alle Raumbereiche horizontal und vertikal zusammen und verbinden den Schulhof mit dem um ein Geschoss versetzten Garten hinter dem Gebäude. Von diesem Knotenpunkt geht es weiter in die drei Gebäudeflügel. Im Erdgeschoss in die Fachräume für Werken, Kunst und Musik und im Oberschoss in die Klassenräume, die Verwaltung und den Hort. Die Flure können dank modernem Brandschutzkonzept ebenfalls für Unterrichtszwecke genutzt werden.
Der zweistöckige Bau ist in Massivbauweise errichtet, das Obergeschoss mit Lärchenholz verschalt. Die anthrazitfarbene Lasur soll dabei wie beim Drachenhaus den natürlichen Verwitterungsprozess vorwegnehmen. Innen dominieren Sichtbetonwände und farbig lasierte Möbelwände. Trotz des Neubaus bleibt das historische Schulhaus als identitätsstiftendes Gebäude für Gornsdorf erhalten und kann künftig als Gemeinschaftshaus genutzt werden. (kat)
Fotos: Stefan Müller
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0815 Architekt | 06.02.2018 18:05 UhrFarbtopf
@Jan:
Es ist wie es ist:
Kinder lieben Farben. Sei es von klein an anerzogen oder von Natur aus - baut man eine Schule oder Kita in Naturmaterialien, und sei es ein weiterführende - es wird IMMER bemängelt, dass zu wenig Farbe da ist. Und zu viel Sichtbeton.
Zumindest sind es hier noch gebrochene Töne und nicht die Standard-Grundtöne, die einen zum Hals raus kommen. Grell finde ich sie nicht.
Wenn subtile und geschmackvolle Töne verwendet werden, erreicht man vielleicht doch etwas in Sachen "ästhetischer Erziehung".