Ein ambivalentes Projekt, natürlich: Räumlich wird bei dieser Schule in Deyang eine konsequente Strukturierung des Programms durch ein komplexes und vielschichtiges Teppich-Layout verfolgt. Allerdings dürfte sich dieser Ansatz in China kaum mit der hierzulande beliebten Vorstellung von demokratischer Hierarchielosigkeit verknüpfen lassen. Worum also geht es den Architekt*innen des Trace Architecture Office aus Peking? Die Antwort ist kurz und pragmatisch: Jenseits einer letztlich ohnehin nur formalistischen Lesart verfolgen sie einen zweckmäßigen, modernen Ansatz zwischen frischer Luft, guter Belichtung und freier Bewegung.
Die Grundschule steht in einer Neubaugegend im Nordosten von Deyang in der zentralchinesischen Provinz Sichuan. Trotz des Verdichtungsgrads der umliegenden Wohnviertel durfte sich das Projekt über einen ganzen Block hinweg ausdehnen. Neben einem kleineren viergeschossigen Trakt mit Internat, Auditorium, Bibliothek und Basketball-Court bietet der größere Teil des Ensembles Räume für über 50 Klassen. Dazwischen befindet sich ein Sportfeld, das über breite Treppen an das obere Stockwerk des Schulgebäudes angebunden ist. Diese Treppen können zugleich als Tribünen dienen. Insgesamt umfasst das Projekt knapp 30.000 Quadratmeter Geschossfläche.
Der Grundriss des Klassenzimmertrakts ist durch die Clusterung in sechs Jahrgangsstufen geprägt. Die Räumlichkeiten sind jeweils auf gleicher Ebene um einen eigenen Außenraum angeordnet. Weitere Höfe zwischen den Clustern eröffnen sich außerdem zwischen Erdgeschoss und oberem Stockwerk. Auf der unteren Ebene befinden sich alle klassenübergreifenden Fachräume. Die gesamte Erschließung über beide Zonen hinweg ist offen ausgelegt, so dass die einzelnen Cluster als distinkte Volumen abzulesen sind. Die Architekt*innen betonen dahingehend insbesondere die kurzen Wege ins Freie. Schlepp-, Shed- und Tonnendächer überdecken die Lernräume und sorgen außen wie innen für Abwechslung.
Im Gegensatz zum ambitionierten Raumprogramm erfolgte die Materialisierung der Architektur fast schon überraschend zurückhaltend. Es überwiegen weiße Oberflächen zu grauen Böden und Metallverkleidungen. Für wärmere Akzente sorgen Holzeinbauten und grob beplankte Böden in den Höfen. Hier gibt es außerdem auch kleine Grünflächen mit Büschen und Bäumen. (sb)
Fotos: Schran Images
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Die Zuversicht | 09.08.2022 19:00 UhrBauen für Mensch
Wäre es ein Statement einfach nicht mehr über China zu schreiben? Bevor wir uns einen neuen Schröder suchen müssen in ein paar Jahren?