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13.01.2021
Spuren der Zeit in Chemnitz
Gründerzeitsanierung von bodensteiner fest Architekten
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ixamotto | 15.01.2021 09:46 Uhr@nur ein architekt
das glaube ich ihnen sofort, dass sie begeistert von ihrer eigenen definition sind!
aber ein paar trümmer und ein gut erhaltenes portal machen aus der kopie eines schlosses immer noch keine denkmalpflegerische bauaufgabe. mit ihrer phantasie könnten sie sich beim gruseligen 'förderverein berliner stadtschloss e.v.' bewerben.
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auch ein | 14.01.2021 16:12 Uhrarchitekt
@9 iaxamotto:
na das schloss ist der träger für die eingelagerten versatzstücke weil ja nichts mehr übrig war vom (hier stimmts sogar) "tragwerk".
also ist es ein träger für eine denkmalpflegerische rekonstruktion.
jetzt bin ich begeistert von meiner eigenen definition ! ;-)
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ixamotto | 14.01.2021 12:18 Uhr@nur ein architekt #5
was hat das berliner schloß mit denkmalschutzkonzepten zu tun?
ich fürchte sie haben gerade die sportart verwechselt.
ach ja, weil sie mich sicher gleich danach fragen was eigentlich meine meinung zum projekt ist: mich erinnert das ganze an das buhei um gunther von hagens' körperweltenausstellungen vor einiger zeit. irgendwie hat das ganze was sehr angestrengtes mit nekrophilen zügen. und dann muss ich noch an grimm's märchen von "des kaisers neue kleider denken": ein wenig viel gewese um die nacktheit eines (schönen aber eben doch gewöhnlichen) gebäudes, meinen sie nicht?
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Gabriel | 14.01.2021 11:03 UhrEntkleiden
"Ihre Materialien - Ziegel, Holz, Schwarzstahl und Beton - bleiben stets erkennbar" sagt der Kommentar. Warum so ehrfürchtig ... und irreführend? Das sinnlich im Vordergrund stehende Material bleibt nicht erkennbar.
Kann man machen, spätere Bewohner werden den Putz wieder anbringen. Vielleicht mit den Erfahrungen jüngerer Experimente mit technisch avancierten und zugleich architektonisch raffinierten Putzanwendungen.
Interessant wäre eher: Woher kommt die immer noch oder wieder zur Schau gestellte Abneigung unserer Zunft gegen die schützende, schmückende, profilierende, Licht modulierende und reflektierende Bekleidung? Warum wird diese rigoros ("puristisch") beseitigt? Um eines romantischen Bildes von den "eigentlichen" Materialien willen.
Ruinendenkmalpflege, lange Ausdruck der modernen Abneigung gegen die (über-)kultivierten Oberflächen des bürgerlichen Bauens, ist immer noch en vogue, aber inzwischen doch eher im Bereich des Lifestyle-Dekors. Das exhibitionistische Entkleiden traditionell verputzter Bauten macht sich in der Werbung in der Tat richtig gut, so wie Modeaufnahmen in authentischen Slums. Aber auch in Sachsen gehört es nicht zu den "denkmalpflegerischen Verfahren", die das konstruktive Bewahren im Auge haben.
Dennoch gut gemacht, keine Frage. Man denkt halt nur, bei einer echten, italienischen, rossa Ruine wäre es stimmiger. Es fehlen wohl die kontrastreichen Hintergründe des Einfachen, Alten, Armseligen, vor denen wir unsere überlegene Modernität gelassen zelebrieren können.
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Stefan Frischauf | 14.01.2021 10:38 UhrSpannend und schön
Und interessant dazu. Alle Attribute, die die bisher 5 Kommentare hier darlegen, sind irgendwie in sich stimmig. Als architektonischem Schöngeist gefallen mir Konzept und Herangehensweise an die "Spuren der Zeit" in dieser Gründerzeitzeile.
Aber: Die "Gründerzeit", 1871-1914 war ja ein "Boom" westlich des Rheins, der maßgeblich auch durch Reparationen für den Deutsch-Französischen-Krieg 1871 befeuert wurde. Östlich des Rheins indes war eher eine "Rezession" spürbar. Auch ein Grund, warum bei den französischen Nachbarn WK 1 als "La Grande Guerre" bezeichnet wird.
Geht das Auseinanderfallen von FORM und INHALT, das wir seit Jahren, vielleicht gar Jahrzehnten in Architektur und Städtebau beobachten einher mit der "Trenung von Form und Inhalt", die Katharina Pistor für "öffentliches und privates Recht" im "Code des Kapitals", das hier ja auch vor Kurzem eingehend erörtert wurde konstatiert und sind dies maßgebliche Charakteristika für "Das Kapital im 21. Jahrhundert", wie Thomas Piketty sein Schlüsselwerk benennt?
Betrifft dies jedoch bei der gebauten Umwelt ganz entscheidend die Haupt-, also Straßenfassade, die eine der zumindest 4 Seiten des Hauses ist und den Inhalt? Wobei der Inhalt nicht nur Kern, Erschließung und Trennwände, sondern auch ganz maßgeblich die "Kaufkraft" der vormaligen Bewohner manchen Ortes einschließt?
Den Begriff der "Segregation" will ich jetzt hier nur kurz benennen. In diesem Sinne:
Müssen "Spuren der Zeit", die sich in der gebauten Umwelt abzeichnen, nicht in einem "demokratischen Diskurs" auch die ökonomische Entwicklung (nicht nur Europas) berücksichtigen und: wie stellen wir das dar im weiteren Verlauf der Dinge, mithin der (Bau-) Geschichte auch unserer selbst?
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Frauke | 14.01.2021 10:09 UhrDes Kaisers neue Kleider
Muss adviadrum zustimmen, der stilistische Wille zur "rohen" Architektur hat hier die echte Auseinandersetzung mit der Bestandsarchitektur verdrängt.
Leider geht es auch ästhetisch in keiner Weise auf und die Mischung aus abgeschlliffenen Türen weißen glatt verputzen Wänden dann gegenüber grauen neuen Türen und den Ziegeln wirkt in keiner Weise stimmig. Dann auch noch rote Fenster im weißen Kasten und die neue Tür in Bohlen Optik... in den einzelnen Teilen alles nachvollziehbar aber in der Summe kleiner als die einzelnen Teile.
Mir tut das unfreiwillig nackte Haus in diesem Zustand leid aber, gottseidank man kann es ja später wieder anziehen.
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auch ein | 14.01.2021 09:02 Uhrarchitekt
@ adviadrum:
wäre es besser wie am berliner schloss eine betonkiste zu bauen und dann übriggebliebene deko-reste dranzuhängen?
es gibt eben unterschiedliche ansätze, insbesondere im denkmalschutz
im übrigen hat man auch innen selten sichtmauerwerk gehabt, die türen mit rahmen waren lackiert usw.. trotzdem schön gemacht
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STPH | 14.01.2021 08:13 UhrRaum als dazwischen, wir selbst als dazwischen
Dekonstruiert zu gegensätzlichen Teilen als Ausgangspunkt endlosen Fügens, hier etwa akkurat weiße Fläche gegen Ziegelwand und das fortlaufend nach außen und so endlos immer weiter......
Der Raum ist hier die Spannung zwischen den Gegensätzen ein bisschen wie Scharoun, später der dekonstruiert teilig bunte Behnisch und wir selbst -dazwischen-.
Das Vintage, die Spuren die uns hier so reizen, ist auch die zeitliche Dimension im Fügen: der Zeit-Raum.
Letztendlich das "organische" Verständnis:
- - selbst Teil endlosen Fügens, je gegensätzlicher umso inniger - -
Sich selbst in möglichsten Kontrast setzen. Ist auch "demokratisch" im individuell gegensätzlichen Fügen. Ist unsere Freiheit. Behnischs Kontroversen als Phobie vor der einen Meinung.
Ist auch gegen den vertikalen Gutböse Diskurs, die inzwischen verbürgerlichte ehemalige -Protest-Kultur. Erst gegensätzliche Meinungen er-gänzen sich.
Lust auf Auseinander- Setzung
Es lebe der Unterschied
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quako | 14.01.2021 07:19 UhrSchlagregen?
Ich finde das Projekt "interessant".
Im Inneren fällt mir die konventionelle Elektroninstallation auf. Bei einer freigelegten und ursprünglich nicht für diesen Zweck vorgesehenen Mauerwerkswand, wäre eine Aufputzinstallation aus meiner Sicht ehrlicher und passender.
Fassadenseitig würde mich interessieren, in welcher Art und Weise die Schlagregendichtigkeit wiederhergestellt wurde. Gerade bei der leicht zurückspringenden Neuverfugung ist hier ein zügiges Auswittern der Fugen und Wassereintritt in das einschalige Mauerwerk zu befürchten.
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adviadrum | 13.01.2021 18:07 UhrPseudochic
Ich halte diesen Ansatz aus denkmalpflegerischen und tektonischen Gesichtspunkten grundfalsch. Wie man unschwer auf den Bildern, vgl. z.B. Bild 12, erkennen kann, war das Mauerwerk nie für eine Sichtanwendung gedacht. Mit der Freilegung wird somit auch die Sockelzone komplett aufgelöst. Dass dies zusammen mit den Nachbarhäusern nicht funktioniert, sieht man schon an Bild 1. Die Kollegen haben hier sicher ein Gebäude in der Hoffnung auf effektverheißende Veröffentlichungen in Fachmedien - im Baunetz hat es ja schonmal geklappt - produziert - das tiefe Verständnis für die Materie und für Gründerzeitviertel wie Chemnitz-Sonnenberg oder Kassberg sucht man jedoch vergebens - der Wert der Viertel ist nicht das Einzelne sondern das Ensemble. Ein Jammer, dass der Sächsischen Denkmalpflege der Biss der Brandenburger oder Berliner Kollegen fehlt....
Rohe Ziegelfassade zwischen den Putzfassaden von Gründerzeitbauten in Chemnitz-Sonnenberg
Die lasierten und hydrophobierten Ziegel zeigen die Spuren der Zeit auf der Fassade.
Unterm Dach entstand eine Maisonette-Wohnung.
Im dritten Obergeschoss sind die Ziegel auch im Innenraum freigelegt.
Bildergalerie ansehen: 30 Bilder
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Stefanie Jühling | 15.01.2021 14:55 UhrChemnitz und Stil der Kommentare
Glückwunsch, sehr gelungen!!
Die Art der Kommentare ist teilweise komplett unmöglich. Gehässig, abwertend in einer Weise, die nichts mit sachlicher Kritik zu tun hat - und das unter anonymen Namen.
Liebe betroffende Kollegen, Ihr seid Feiglinge :)