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13.11.2020
Eröffnung in Algier
Große Moschee von KSP Jürgen Engel Architekten
Mekka, Medina, Algier: Mit der offiziellen Eröffnung der Großen Moschee Anfang November hat sich die algerische Hauptstadt weit oben in die Rangliste der Städte mit herausragenden islamischen Sakralbauten eingeschrieben. Nach den berühmten saudi-arabischen Pilgerstätten steht hier nun der drittgrößte Moscheekomplex des Islam, das Minarett ist sogar das höchste weltweit. Ganz nebenbei ist es mit seinen 265 Metern auch das höchste Bauwerk des Kontinents.
Entworfen haben die Anlage KSP Jürgen Engel Architekten (Frankfurt am Main) in Zusammenarbeit mit der Ingenieurgesellschaft Krebs + Kiefer (Darmstadt). Das Team gewann vor zwölf Jahren einen internationalen Wettbewerb, die Grundsteinlegung erfolgte im Jahr 2011. Für die Außenanlagen waren Rainer Schmidt Landschaftsarchitekten (München) verantwortlich. Die Umsetzung übernahm der staatliche chinesische Baukonzern CSCEC als Generalunternehmer. Formal war die Fertigstellung bereits letztes Jahr. Am 28. Oktober, anlässlich des muslimischen Feiertags Mawlid an-Nabi, wurde nun der Gebetssaal offiziell eröffnet. Letzte Woche wurde er erstmals der Öffentlichkeit zum Freitagsgebet zugänglich gemacht.
Es wäre ein Leichtes, Superlative ohne Ende aneinander zu reihen. Einige Eckdaten verdienen auch Erwähnung: 600 Meter lang ist der Hauptkomplex, überbaut wurde insgesamt eine Grundfläche von knapp 10 Hektar und der große Gebetssaal fasst bei 16.000 Quadratmeter rund 36.000 Menschen. Es handelt sich wahrhaftig um eine eindrucksvolle Anlage, deren Errichtung denn auch alles andere als unumstritten war. Sie gilt als Prestigeprojekt des langjährigen, inzwischen abgetretenen algerischen Präsidenten Abd al-Aziz Bouteflika. Neben der sakralen Funktion soll mit dem Projekt auch ein neues gesellschaftliches Zentrum im östlichen Teil der Bucht von Algier geschaffen werden. Deshalb gibt es hier ein Museum, ein Konferenzzentrum, eine theologische Hochschule samt Bibliothek sowie Wohn- und Infrastrukturgebäude. Hinzu kommen Geschäfte, Teestuben und sogar eine Cinemathek mit vier Sälen. Im verglasten Teil des Minaretts befindet sich eine Aussichtsplattform, der restliche Teil wird ähnlich einem Hochhaus regulär genutzt – für Büroetagen beispielsweise, aber auch durch das Museum.
Im Grundriss reihten die Architekt*innen drei quadratische Großeinheiten aneinander, die sich unterschiedlich stark zur Umgebung öffnen. Architektonisch dominiert ein Säulenmotiv, das an klassische islamische Vorbilder denken lässt. Ein warmer Naturstein nimmt das mediterrane Licht auf. Im Süden der eigentlichen Moschee stehen die Hochschule und Wohngebäude. Ein gemeinsamer Sockel sowie ein Park vor dem östlich gelegenen Gebetssaal mit seiner stattlichen Kuppel betten die Anlage in die Umgebung ein. Deren Standort, weit weg vom Alltagsleben der Stadt, wurde ebenso kritisiert wie ihre monumentalen Ausmaße. Zumindest stadträumlich ist der Maßstab des Projekts mit Blick auf die vielspurige Straße im Norden aber nicht vollkommen falsch. Nun dürfte es vor allem den Nachfolgern Bouteflikas obliegen, dem riesigen Komplex jenseits von reinen Repräsentationsbemühungen einen dauerhaften Sinn im urbanen Gefüge Algiers zu geben. (sb)
Fotos: Schnepp Renou, KSP Jürgen Engel Architekten
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