Hatten manche Architekten einst vorausgesagt, dass der Computer demnächst alles ersetzen und damit überflüssig machen werde, so hatten sie dabei einen wichtigen Aspekt vergessen: Dreidimensionaler und anschaulicher als jede hübsche Visualisierung oder jedes animierte Rendering ist für Viele immer noch das materielle Modell.
Von Entwerfern und Planern als Arbeits- und Präsentationswerkzeug geliebt, wurden in den letzten Jahren zigfach mehr Modelle produziert als Häuser gebaut. Es sind Miniatur-Welten aus Pappe, Holz oder Kunststoff – geklebt, gesägt oder gegossen und mit Hilfe des Computers auch gefräst, gelasert oder sogar komplett in drei Dimensionen gedruckt. Der Modellbau scheint ohne Limits, und weist er Grenzen auf, sind sie für den Architekten ein entscheidender Hinweis, dass sich seine Idee, wenn schon nicht im kleinen, auch nicht im großen Maßstab realisieren lassen wird.
Das Deutsche Architekturmuseum DAM in Frankfurt widmet nun den proportional verkleinerten Bauten und Gebäudeideen eine große Ausstellung. Unter dem Titel „Das Architekturmodell – Werkzeug, Fetisch, kleine Utopie“ zeigt Kurator Oliver Elser über 300 Exponate, die teils aus der Sammlung des DAM, teils von zahlreichen Leihgebern wie dem Museum of Modern Art New York oder dem FRAC Centre Orléans stammen oder direkt von den Architekturbüros zur Schau nach Frankfurt geholt wurden. Von Archigram bis Zumthor zeigt sich hier eine beeindruckende Bandbreite, die das gesamte Haus einnimmt und bespielt, was in Frankfurt zuletzt zur Jubiläumsschau „Revision der Postmoderne“ 2004 der Fall war.
Zu einer Vielzahl der Modelle rekonstruieren Einzelrecherchen den ursprünglichen Entstehungszusammenhang der Miniaturen. Was genau war der Zweck, für den die Modelle gebaut wurden? Welche Materialien wurden aus welchen Gründen verwendet? Wer waren die Modellbauer?
Gezeigt werden Modelle von Ludwig Mies van der Rohe, Frei Otto, Rem Koolhaas, Peter Eisenman und Oswald Matthias Ungers; zu den Highlights der Ausstellung zählen die Statik-Hängemodelle von Frei Otto sowie zwei riesige, jeweils zwölf Quadratmeter große Modelle von Rem Koolhaas zur städtebaulichen Planungen in Paris La Villette (1983) und Melun-Sénart (1987). Wer die einmal in natura erleben will, hat dafür bis Mitte September Zeit.
Eröffnung: 24. Mai 2012, 19 Uhr
Ausstellung: 25. Mai bis 16. September 2012
Ort: DAM, Schaumainkai 43, 60596 Frankfurt am Main
Zum Thema:
www.dam-online.de
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