Die Vorentscheidung der Jury im September erhitzte die Gemüter, jetzt steht fest: Das junge spanische Kollektiv González Hinz Zabala wird das Bauhaus Museum in Dessau realisieren. Die Architekten erhielten für ihr „Less is More“-Konzept einer gläsernen Halle am Dienstag den offiziellen Auftrag der Stiftung Bauhaus Dessau. Damit haben sie sich in der Wettbewerbsverlängerung – zwei Phasen gab es ja schon – gegen den ebenfalls erstplatzierten Entwurf des New Yorker Studios Young & Ayata durchgesetzt.
Das Ergebnis ist unanfechtbar: Unter Leitung der Bauhaus-Direktorin Claudia Perren hatte die Stiftung zuvor Verhandlungen mit beiden Büros geführt und schließlich dem Stiftungsrat eine Empfehlung für die Vergabe an Roberto González, Anna Hinz und José Zabala ausgesprochen – dieser sei der Empfehlung einstimmig gefolgt, heißt es in der Pressemitteilung aus Dessau.
Diese Entscheidung gegen die extravaganten „Sofakissen“ aus New York und für den minimalistischeren und schlichteren Entwurf aus Barcelona kann man nachvollziehen, man kann sie aber auch vorhersehbar, und ja: auch fast etwas langweilig finden. Schließlich standen neben der Verhandlungen mit den beiden Erstplatzierten auch die Wettbewerbsbeiträge der Zürcher Architekten Berrel Berrel Kräutler (3. Preis) und des kanadischen JA Architecture Studio aus Toronto (4. Preis) zur Debatte.
Warum also ist die Jury (Barbara Holzer, Regine Leibinger, Jürgen Mayer H., Wolfgang Lorch, Ralf Niebergall und Guido Hager waren Fachpreisrichter, Chris Dercon, Claudia Perren, Kultusminister Stephan Dorgerloh, Oberbürgermeister der Stadt Dessau-Roßlau Peter Kuras, Sigrid Bias-Engels, Matthias Vollmer und Frank Assmann berieten als Sachpreisrichter über die Wettbewerbsbeiträge) im September nicht gleich zu diesem Ergebnis gekommen? War es am Ende eine rein wirtschaftliche oder eine politische Entscheidung?
„Das Bauhaus in Dessau bekommt noch mal eine ganz eigene und neue Qualität mit dem Museum von González Hinz Zabala“, sagt Claudia Perren, „denn es ist eine Architektur, die in ihrer Formensprache der Moderne folgt und in ihrer Materialität und Flexibilität als Ausstellungsort bestens funktionieren wird.“ Für Perren war das Ergebnis des Verfahrens gerade in der Summe der baufachlichen, aber auch architektonischen Kriterien eindeutig: „Die zwei Erstplatzierungen konnten unterschiedlicher in ihrem architektonischen Konzept für das Museum nicht sein. Es zeigte sich in der Verhandlungsphase deutlich, dass der Entwurf der Spanier im Rahmen der Bausumme von 25 Millionen Euro realisierbar ist, ohne an architektonischer Qualität und Funktionalität zu verlieren.“
Jetzt muss alles sehr schnell gehen, der Zeitplan ist ambitioniert: Zum großen Bauhaus-Jubiläum 2019 soll der Neubau bereits eröffnen, Baubeginn wird am 4. Dezember 2016 sein – ebenfalls ein großes Datum, denn dann feiert das Bauhaus Dessau 90. Geburtstag. Man will gar nicht fragen, aber: Was wohl Walter Gropius dazu gesagt hätte? (jk)
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thomas m. krüger | 27.03.2016 19:23 Uhrgut so!
eine gute entscheidung. die zipfelmützen haben das nachsehen - für das schwer lastende bauhauserbe waren sie wohl zu schräg. gut, dass ein junges, spanisches büro die chance bekommt, zu zeigen, dass eine glaskiste nicht langweilig sein muss. gibt es da nicht ein ähnlich langweiliges gebäude vom letzten bauhausdirektor in berlin?